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Das Lichthaus als Tatort

■ Das alte „Arbeiteramt“ der AG-Weser soll zum „Lichthaus“ für KünstlerInnen werden

Am Sonntag ist eine gute Gelegenheit: Gehen Sie gucken! Ziehen Sie aber vor allem einen warmen Mantel an, legen Sie den Kopf weit in den Nacken und gucken Sie nach oben, in den Glashimmel. Denn an der Straße Use Akschen, gegenüber dem großen blauen AG-Weser-Kran, steht das alte Arbeiteramt, ein gewaltiges und gewaltig schönes Haus, seit 10 Jahren leer und zusehends baufälliger. Sie brauchen jedenfalls den Mantel, weil die Fensterscheiben fehlen und Heizung sowieso. Aber der Anblick! Unendliche Raumhöhen, ein gefiltertes Licht in der weiträumigen glasbedachten Innenhalle, umlaufende Balkone wie um einen südlichen Patio, als ob Quadratmeter-Kalküle beim Bau nie eine Rolle gespielt hätten. Hier in dem Gröpelinger Haus haben seit einem Monat 21 KünstlerInnen in einem Symposium zu „AG-Weser, Hafen, Stadt am Fluß“ gearbeitet, haben seinen maroden Zustand und seine ungewöhnliche Architektur zum Thema gemacht. Am Sonntag wird hier eine Ausstellung eröffnet.

Kann das „Lichthaus“ auf Dauer zum Atelierhaus, zum Tatort für Bremer KünstlerInnen werden? Am Dienstag debattierten vor interessiertem Publikum sechs Herren aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft. Alle waren sich einig: Das Lichthaus ist als Produktionsstätte attraktiv.

Kultur-Senatsrat Dieter Opper warnte sofort vor Überfrachtung des Projektes womöglich durch Cafe und Veranstaltungsraum. Niemand glaubt, daß die verarmte Stadt zuerst saniert und dann in Dauersubvention Ateliers unterhält. Dem Stadtentwicklungs-Senator Ralf Fücks aber ging es vor allen „Sparflammen- Konzepten“ um den Zusammenhang des Quartiers, um seine Geschichte: „Das Gelände war das soziale und ökonomische Herz des Stadtteils, vielleicht kann man es nach seiner schrecklichen Degradierung wiederbeleben!“ Daß aus der „Kathedrale der Arbeit“ jetzt ein „Kunsttempel“ entstehen wird, glaubte der Senator „wegen dem fehlenden Kleingeld“ selbst nicht. Vollsubventionierte Projekte seien nicht drin. Vielleicht aber eine Mixtur aus Kunstprojekten, Dienstleistern, Ausbildungsstätten, Kantinenbetrieb...?

Längst denken und planen Beirat, Sanierungsbeirat und Fücks' senatorische Behörde gegen die Verwahrlosung des Fährwegs als Durchfahrts-Trasse an. Der Fährweg, jetzt „ein Laufkäfig“ (Fücks), könnte wie eine Promenade Gröpelingen wieder mit dem Fluß verbinden, am Ufer fehlt dazu ein Attraktionspunkt, der Schiffsverkehr muß wiederbelebt werden. In einem solchen Konzept wäre das alte Arbeiteramt ein Eckpunkt, wäre aber auch die Kunst darin nur ein Baustein, als „Entwicklungs-Kern“ für das Quartier.

Das Haus, ungeheizt und feucht, verfällt. „Bis solche Konzepte greifen, ist hier alles 10mal verfallen“, stellte die Künstlerin Susanne Schossig sachlich fest und nahm Schwung: „Wir verdienen kein Geld, aber wir haben das Selbstbewußtsein, dieses Haus zu wollen. Es gibt mehr als Arbeiten und Konsumieren und Fernsehen. Wir sind wichtig!“

Soll aus der Kathedrale der Arbeit ein Kunsttempel werden?

Das gutgemeinte Angebot eines Künstlers, doch „ziemlich viel mit den eigenen Händen“ renovieren zu können, überzeugte wenig. Künstler Claus Hammer sah das realistischer: „Die Grundsanierung mit Fenstern und Heizung muß stehen. Dann können wir zupacken. Und Miete zahlen.“

Große Investoren sind nicht in Sicht, auch für den Kino-Papst Flebbe war das Gelände zu weit vom Schuß und zu wenig attraktiv eingebunden. Bleiben kleinere Unternehmer, vielleicht auch aus dem Öko-Bereich, was näher an der Geschichte des Geländes wäre, schlug Eduard Wandel von der Planungswerkstatt vor. Die städtebaulichen, wirtschaftlichen und sozialen Zustände in Gröpelingen, nach der AG-Weser- Pleite richtig heruntergekommen, seien kein Problem des Stadtteils, sondern eins der Kommune und des Landes, das Aufmerksamkeit und Bares vom Senat verdient, betonte Ortsamtsleiter Bernd Peters.

Am Schluß der engagierten und doch ziemlich einvernehmlichen Debatte schälten sich Bestandteile einer Art Doppel-Strategie heraus: Das Lichthaus soll gerade durch künstlerische Produktionen Thema in der Stadt bleiben, „vom Lichthaus muß geredet werden in der Stadt“ (Opper), Kultur- und Umweltseantor wollen mit ausdrücklich „begrenzten Tausendmarkscheinen“ einzelne Projekte fördern, Klaus Libor will bei Unternehmerkollegen Geld einwerben.

Daneben aber soll über einzelne Ideen hinaus eine vernetzte Konzeption erfunden werden, die politische und finanzielle Unterstützung garantiert für die „Leitidee: Stadt am Fluß“ (Fücks). Für die KünstlerInnen sind solche Kooperationen denkbar, eine Mischung mit Dienstleistung und Handel womöglich interessant. Fücks: „Sonst kommt der Investor oder der Verfall — oder der Bagger“. S.P.

Eine Woche lang Gelegenheit für die nähere Bekanntschaft: Ausstellungs-Eröffnung Sonntag, 6.September, 11 Uhr; Öffnungszeiten So. 11-18, Di.-Fr. 15-10 Uhr, Sa., 12.9., Künstlerfest; So., 13.9.: 15-18 Uhr

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