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Der Rasen spricht

■ Aktion der Freiburg- und St.-Pauli-Fans gegen Rassismus

Freiburg (taz) — Tiefstapeln ist derzeit im Freiburger Fußball nicht mehr angesagt. Schon im vergangenen Jahr hatte der damals neu angetretene Trainer Volker Finke aus einer Elf der Namenlosen eine Spitzenmannschaft des Unterhauses geformt, der erst auf der Zielgeraden zum Bundesligaaufstieg die Puste ausgegangen war. In die überregionalen Schlagzeilen war die vormals graue Maus aber nicht nur wegen ihres zauberhaften Offensivfußballs geraten. Auch der neue Geist vom Dreisamstadion sorgte für Popularität. Witz zeigten die Kicker nicht nur auf dem Spielfeld, auch die Tatsache, daß mehr als die Hälfte von ihnen neben dem Profifußball ein Studium betrieben, sorgte in der Grünen-Hochburg Freiburg für einen deutlichen Stimmungsumschwung.

Der Stadtzeitung schienen Mannschaft und Trainer gar „wie von einer Werbeagentur unter der Vorgabe zusammengestellt, die Zielgruppe des links-liberalen bis links-alternativen Publikums zu erobern“, und an Szene-Stammtischen träumt man von „St.-Pauli-Verhältnissen“. Als jetzt am 13.Spieltag der neuen Saison die Paulianer an der Dreisam gastierten, trugen die Fans ihren Teil dazu bei, daß die Südbadener die Nachfolge der Norddeutschen nicht nur fußballerisch antreten können. Am Morgen des Spieltages fand sich auf dem Spielfeld der Schriftzug: „SC und St. Pauli-Fans gegen Rassismus!“ In einer Presseerklärung bekannte sich ein „Büro für ungewöhnliche Maßnahmen (BUM)“ dazu, „angesichts der Ereignisse Ende August in Rostock und zahlreicher weiterer rassistischer Übergriffe in den letzten Monaten, den Rasen des Dreisamstadions zum Sprechen gebracht“ zu haben. „Freiburgs Fußballfans sollten sich am Beispiel des FC St. Pauli orientieren, in dessen Stadion offensives Auftreten gegen Rassismus und Rechtsradikalismus eine lange Tradition hat.“

Das Spiel gewannen die Freiburger mit 2:1, aber trotzdem: auch in Freiburg wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Der Verein stellte Strafantrag wegen Sachbeschädigung (der Rasen!). Und während auf einem beim Spiel verteilten Flugblatt „der alltägliche Rassismus auch hier im Dreisamstadion“ angeprangert wurde, war die Schrift auf dem Rasen nur noch zum Teil zu entziffern. Ulrich Fuchs

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