: Neues vom "Nightmare-Team"
■ FC St. Pauli: 0:0 gegen Wolfsburg / Neues Zuschauerminus im Wilhelm-Koch-Stadion
: 0:0 gegen Wolfsburg / Neues Zuschauerminus im Wilhelm-Koch-Stadion
„Das ist doch Kacke“, entfuhr es Stürmer Klaus Ottens auf der Haupttribüne, als seine Mannschaftskameraden schon wieder irgendeinen ihrer nutzlosen Spielzüge sinnlos auf dem Rasen des Millerntorstadions zelebrierten. Es war nicht die einzige Unflätigkeit, mit der die Kicker des FC St. Pauli gestern nachmittag von den Zuschauerrängen aus bedacht wurden.
Doch zu einer schweren Beziehungskrise zwischen dem diesmal nur mit gut 11000 Köpfen vertretenen Publikum und seinem Millerntor Dream Team kam es erst kurz vor Ende der Partie gegen den munter, abgeklärt aufspielenden Aufsteiger VfL Wolfsburg, als selbst simpelste Kombinationen auf Landesliganiveau abgespult wurden, mithin mißrieten.
„Aufhören, aufhören“, kam es von den Rängen, vereinzelt rief man gar „Helmut, Helmut“, als hätte es Trainer Michael Lorkowski nicht schon schwer genug. Das Pfeifkonzert zum letzten Pfiff des Schiedsrichters geriet zu einer wahren Protestorgie wider fußballerisches Unvermögen und lasche Kampfhaltung. Das Volk hatte mal wieder erkannt: „So wird das nix“, sagte einer auf der Gegentribüne, wobei sein Nachbar ergänzte, daß Lorkowski „von Fußball nun echt keine Ahnung“ habe. Dabei waren die Hamburger nicht einmal ohne Torchance. Peter Knäbel allein hatte während der ersten Hälfte dreimal die Möglichkeit, die Pein seines Nightmare Teams zu beseitigen, doch selbst sein Elfmeterversuch scheiterte an Wolfsburgs Tormann Burkhard Kick (!) kläglich.
Es war wie zuletzt, als der FC St. Pauli aus der Zweiten Bundesliga absteigen mußte: Ohne Glück, eine Umschreibung für 90 minütiges Unvermögen, dem Gegner die Lust am Spiel zu nehmen, agierten sie, die Herren Manzi, Knäbel & Co. Nichts wollte gelingen, nichts konnte gelingen: Zu und zu durchsichtig war das, was die Hamburger an Aktion entfalteten.
Heute kommt das Präsidium des FC St. Pauli samt Trainer und Spielerberater Jürgen Wähling zusammen, um über die – vermutlich mittelmäßige – sportliche Zukunft ihres Vereins zu sprechen. Wirtschaftlich gesehen ist dies ein wichtiger Termin: Kommen noch weniger Zuschauer, drohen Einnahmeverluste bis in Konkurshöhe.
Möglich, daß Trainer Lorkowski („Ich weiß auch nicht, woran es liegt, aber ein bißchen Schuld habe ich sicher auch“) demnächst seinen Nachfolger zu begutachten haben wird. Das Volk will sich nicht länger in Geduld üben. Warum auch? Arne Fohlin
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