: Polizei hebt Sprengstofflager aus
■ Verdächtiger verweigert Aussage / Fingerabdruck führte zur Festnahme
Klaus Fritz G. schweigt. Der 41jährige, der dringend tatverdächtig ist, mindestens für eines der Sprengstoffattentate in Bremerhaven verantwortlich zu sein und am Freitagmittag gefaßt wurde, wollte in der Vernehmung keine Aussage machen. Es mehren sich indes die Verdachtsmomente dafür, daß G. auch für weitere Taten aus der Serie von Gift-, Brand- und Sprengstoffanschlägen in Frage kommt.
Denn die Polizei hat am Sonnabend im Raum Bremerhaven mehrere Erddepots entdeckt, die Beweismittel für einen oder mehrere Sprengstoffanschläge der vergangenen Wochen in der Seestadt und im Landkreis Cuxhaven enthielten. Gefunden wurden die Depots nach Angaben der Polizeipressestelle in Gebieten, in denen Zeugen mehrfach den am Freitag festgenommenen 41 Jahre alte Klaus Fritz G. gesehen hatten. Pilzsammler hatten als erste eines dieser Erdlager entdeckt und die Polizei informiert. Daraufhin suchten rund 40 Beamte aus Bremerhaven und dem Landkreis Cuxhaven ein größeres Gebiet ab, wobei sie auf weitere Depots stießen. Dabei handelte es sich um Kunststofftonnen mit Deckel, die in den Boden eingegraben und mit Erde zugedeckt waren. Die Sonderkommission der Polizei vermutet, daß G. noch mehr Erddepots in Waldstücken angelegt hat.
Ein Fingerabdruch auf einem Klebestreifen führte die Kripo auf die Spur des Mannes. Das Indiz wurde an dem Tontaubenschießstand gefunden, auf dem es am 28. August einen Sprengstoffanschlag gab. Der Fingerabdruck fand sich in der Kartei des Erkennungsdienstes wieder und brachte G. in den Kreis der dringend Tatverdächtigen.
Der Mann, der nach der Wende aus der DDR gekommen sein soll. führte ein Leben als Einzelgänger. Er wohnte in einem Haus in der Bremerhavener Hans-Böckler-Straße, in dem auch die Serie von Gift- und Brandanschlägen begann. Die Gewoba kündigte ihm fristlos, nachdem er seinen Türknauf unter Starkstrom gesetzt hatte und ein Hausverwalter leicht verletzt worden war. Nach der Kündigung begann die Attentats-Serie.
In der früheren DDR soll der Tatverdächtige Zugang zu den Gift-Pappen gehabt haben, mit denen auf das Hochhaus in der Hans-Böckler Straße und auch auf das Polizeihaus Anschläge verübt wurden. G. war in der DDR im Umgang mit Sprengstoff vertraut worden. Lutz Wetzel
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