: Massengräber vermutet
■ Ehemaliges Internierungslager in Hohenschönhausen
Hohenschönhausen. Hinter dem Rathaus des Berliner Bezirks Hohenschönhausen sollen sich Massengräber von verstorbenen Internierten eines früheren sowjetischen Haftlagers des Geheimdienstes NKWD befinden. Hinweise darauf, die kürzlich veröffentlicht wurden, haben sich nun verdichtet. Ehemalige Insassen und Anwohner von Hohenschönhausen haben angezeigt, daß auf dem Gelände zwischen der Große-Leege-Straße, der Gärtnerstraße, der Ferdinand- Schulze-Straße und der Bahnhofstraße nach dem Zweiten Weltkrieg Tausende von toten Häftlinge verscharrt wurden.
Im Mai 1945 hatte das NKWD auf dem Gelände der ehemaligen Fleischfabrik Richard Heike das sogenannte »Speziallager Nummer 3« errichtet. Nach der offiziellen Auflösung dieses Internierungslagers im Oktober 1946 nutzten die Sowjets das Gelände weiter als Untersuchungshaftanstalt. Im März 1951 wurde es von der DDR-Staatssicherheit übernommen. Im Juli 1945 waren in Hohenschönhausen bereits 5.000 Häftlinge interniert, die hier Zwischenstation auf dem Weg in die sowjetischen Gefangenenlager Weesow, Ketschendorf und Sachsenhausen machten. Insgesamt sollen bis zu 12.000 Gefangene das Hohenschönhausener Lager durchlaufen haben. Etwa 3.000 der Inhaftierten sollen umgekommen sein, die meisten durch Hunger, Kälte und Seuchen wie Thyphus oder Ruhr, die damals grassierten.
Das Bundesfamilienministerium als die offiziell zuständige Behörde geht jedoch entgegen Zeugenaussagen davon aus, daß die Toten in Randlagen Berlins verscharrt wurden. Die Chancen, in Hohenschönhausen Überreste der Toten zu finden, seien gering. Das gesamte Gelände, auf dem sich mehrere Produktionshallen befinden, wurde zubetoniert. ADN
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