Angst in Ohlstedt, Mut in Stellingen

■ Protest gegen das Containerdorf geht weiter / Gesamtschule versucht anderen Weg / Warten auf Gerichtsentscheid

geht weiter / Gesamtschule versucht anderen Weg / Warten auf Gerichtsentscheid

Teilerfolg für die Eltern der Grundschule „Am Walde“ in Ohlstedt? Die Sozialbehörde verzichtete gestern auf einen weiteren Versuch, Wohncontainer für Flüchtlinge auf dem Schulhof aufzubauen. Schulsenatorin Rosemarie Raab empfing Elternvertreter zu einem Gespräch, gegenseitige Annäherung war gefragt. Erfolg?

Atmosphärische Verbesserung, berichtet Schulbehördensprecher Ulrich Vieluf nach dem Gespräch. Entscheiden müsse aber die Sozialbehörde.

Dort gibt man sich zwar nach wie vor entschlossen, den Standort 1

2durchzusetzen. Aber: „Unsere Behörde hat noch nie etwas geräumt“, sagt Brigitte Eberle, Sprecherin des Sozialsenators. „Wir warten erst einmal auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichts.“ Dort haben die Eltern einen Antrag auf Einstweilige Anordnung gegen das Containerdorf gestellt.

Väter, Mütter, Nachbarn standen auch gestern vor der Schule, blockierten die Einfahrt, für den Fall, daß doch ein Container gebracht werden sollte. Die meisten Kinder waren wieder zu Hause geblieben. Boykott – und auch hier:

1Warten auf die Entscheidung des Verwaltungsgerichts.

Heute will die zuständige Kammer sich den Schulhof anschauen. Die Richter müssen darüber befinden, ob Asylbewerber auf dem Schulhof „eine erhöhte Gefahr für Gesundheit und Eigentum“ der Schüler darstellen könnten. Die Ohlstedter Eltern fürchten Diebstahl und Rauschgift. So begründen sie jetzt ihren Antrag auf Einstweilige Anordnung, nicht mehr mit den „pädagogischen Gründen“, die vor einer Woche immer wieder vorgebracht wurden. Klartext.

Politische Brandstiftung? „Ja“, sagt Holger Radtke, Schulleiter der Gesamtschule Stellingen, „aber der feineren Art“. Auch auf dem Gelände seiner Schule soll ein Containerdorf gebaut werden. Aber dort, in der Hagenbeckstraße, laufen andere Vorbereitungen als am Ohlstedter Wald. Eltern, Lehrer, Schüler haben sich zusammengesetzt, beraten und beschlossen: „Wir wollen den Menschen Asyl geben“, wie es der Stellinger Elternratsvorsitzende Jens Kastner formuliert. Natürlich, glücklich sei man nicht, aber verständig. „Es ist eine Not, und wir sind bereit zu helfen.“

Wie? Schulleiter Radtke hat „noch keinen fertigen Plan.“ Aber man wolle zusammenarbeiten, mit den Familien, mit den Kirchenge-

1meinden, der nahegelegenen Moschee. „Um das Beste aus der Situation zu machen.“

Ob so etwas in Ohlstedt noch möglich ist? Gestern abend haben sich die Eltern dort wieder zusammengesetzt, auch Sozialsenator Ortwin Runde hatte sein Kommen zugesagt. Vielleicht gelingt ja zumindest eine Lösung nach dem

1Nachbarschaftsmuster der Förderschule an der Kielkoppelstraße. Dort leben seit drei Jahren Aussiedler und Asylbewerber in enger Nachbarschaft mit lernbehinderten Kindern. „Wir haben zwar keinen Kontakt, aber es hat auch nie Ärger gegeben“, berichtet Schulleiter Joachim Sassen.

Uli Exner