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Vom Keller zum Olympiaturm

■ Regionales Fernsehen behauptet sich seit zehn Jahren im tiefsten Bayern

Im bayerischen Freising bei München, landesweit bekannt durch die älteste Brauerei der Welt, schlug vor zehn Jahren die Geburtsstunde des regionalen Fernsehens in Bayern. In einer Garage, einem Keller und einem Wohnzimmer eines Privathauses brütete Hans-Walter Wabbel, heute Geschäftsführer der Gruppe- Regional-Fernsehen (GRF), über neueste Erfahrungen aus den USA. „Regional & Lokal = Ideal“ hieß der Slogan für die Zukunft der privaten TV-Landschaft.

Heute stellen sich die Erfolge ein: Das Regionalfernsehen Rosenheim (RFR) sitzt nach der jüngsten Funkanalyse der Infratest in der ersten Reihe und behauptet sich zur besten Sendezeit im Vorabendprogramm um 18.30 Uhr in einem Fensterprogramm auf der Frequenz von RTLplus mit einem Marktanteil von 24 Prozent vor der ARD (21 Prozent), ZDF (15), Sat.1 (9) und BR (5). Der Weg dorthin gestaltete sich jedoch schwierig.

1982 war das Freisinger Modell zunächst ein Bauchladengeschäft vom Prinzip eines Lesezirkels; wöchentlich wurde den BürgerInnen gegen Gebühr eine Videokassette mit Regionalfernsehen überlassen. Aber schon bald wurde der Sendebetrieb im Münchner Kabelnetz aufgenommen.

Unter dem Titel „Freising im Bild“ war aus dem Pilotprojekt im Keller schnell ein buntes, vielseitiges Programm geworden, das vom Olympiaturm auf der Frequenz von RTLplus 1,8 Millionen ZuschauerInnen erreichte. Es folgten weitere regionale Studios in Rosenheim, Regensburg und Landshut, Fernsehen zum Anfassen als medienpolitische Alternative, als Informationsträger im lokalen Raum und vor allem natürlich als Werbeträger.

Probleme bereitet allerdings die Verkabelung durch die Post: In weiten Teilen des Landkreises kann man den Freisinger Sender nicht erreichen. Das macht eine erfolgreiche Werbeakquise um so schwieriger. In Freising begegnet man dem erfolgreich mit Sponsoring. Gesponserte Berichte haben daher leider oft Vorrang vor redaktionellen Beiträgen, die nicht selten einen wesentlich höheren Informationswert haben.

Zweimal pro Woche teilt sich „Freising im Bild“ ein Fenster im Großraum München auf der Freuenz von RTLplus mit den anderen Sendern der GRF. Berichtet wird dort dann über ein neues Feinschmeckerlokal oder man diskutiert über ein Haarwuchsmittel. Dafür wird fleißig kassiert. Kritischen Themen — wie etwa die Protestaktionen der Naturschützer vor der Eröffnung des neuen Großflughafens vor den Toren Freisings — fehlt der Sponsor. Sie finden allerdings im lokalen Kabelprogramm noch ihren Platz — als vereinzelter Lichtblick eines sonst durch das Sponsoring oft fast reinen Werbeprogramms. Und die Redaktion? Sie hofft auf bessere Zeiten! WMS

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