Arisiertes Geld zurück

■ Gründung einer feministisch-jüdischen Stiftung

Unzählige deutsche Familien profitierten in den 30er Jahren von den Notverkäufen jüdischer Menschen, die ihre Flucht aus Deutschland finanzieren mußten. In einem Aufruf auf der diesjährigen Bremer Frauenwoche forderte die Berliner Ärztin Marguerite Marcus die deutschen Feministinnen dazu auf, „belastetes“ Erbe an die „Stiftung zur Förderung jüdischer Frauen in Wissenschaft und Kunst“ zu spenden.

Die Initiative zur Gründung dieser Stiftung entstand, als eine Feministin und AL-Abgeordnete aus Berlin sich plötzlich mit geerbten Gemälden konfrontiert sah, die aus jüdischen Notverkäufen der 30er Jahre stammten. An diesem Vermögen wollte die alternative Politkerin, die lieber anonym bleiben möchte, sich nicht bereichern und stellte den Verkaufserlös von 100.000 Mark einer Gruppe Berliner Jüdinnen zur Verfügung, um eine frauenfördernde Stiftung ins Leben zu rufen. Die Stiftung soll jüdischen Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen ein Stipendium für ein Studium in Deutschland ermöglichen.

„Wir wollen darauf aufmerksam machen, daß sich so manche Leute in Deutschland, ohne sich dessen bewußt zu sein, eines Erbes erfreuen, das nicht unbelastet ist und von dem sie vielleicht auch gar nicht profitieren wollen“, erklärte Marguerite Marcus auf der Frauenwoche. Zu dem arisierten Vermögen zählt die jüdische Berlinerin nicht nur das Kleinvermögen wie Instrumente, Tafelsilber oder Gemälde, das aus Not verkauft werden mußte, sondern auch die finanziellen Vorteile, die viele deutsche Familien aus der Tatsache zogen, daß sie in die Stellen aufrücken konnten, aus denen jüdische ProfessorInnen, ÄrztInnen oder RechtsanwältInnen verdrängt wurden. Wer der jüdisch-feministischen Stiftung eine kleine oder große Spende zukommen lassen möchte, kann sich an Marguerite Marcus, Suarezstr. 26, 1000 Berlin 19, wenden. sim