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Soundcheck

■ Rev Hammer / Erasure

SOUNDCHECK

Heute abend: Rev Hammer. Der freundliche Knittelbarde aus England kann live ein Erlebnis werden, das in einen Club wie das Logo passt, wie die Faust auf's Auge. Der Pflaster-Poet zum Wimmerholz, der mit der englischen Geschichtenerzählerin Joolz letztes Jahr auch in deutschen Clubs Lyrikabende veranstaltet und sein aktuelles Album Industrial Sounds & Magic zusammen mit den famosen Levellers aufgenommen hat, beweist, ganz anders als der Titel vermuten läßt, Graswurzel-Seele und echte folkloristische Haare auf den Zähnen. Seine Geschichten von Kumpeln der Heimat formieren sich unter jener Sehnsucht, die stets als echtes Gefühl verkauft, manchmal tatsächlich ein solches zugrunde liegen hat. Freunde von unrasierter britischer Folk-Musik auf Rock'n'Rollschuhen sind willkommen bei Faßbier und schöner Musik. tlb

Logo, 21 Uhr

Heute abend: E. Die Veranstalter des Westwerks sind dafür bekannt, daß sie die letzten Exemplare der aussterbenden Spezies „Avantgardist“ aufspüren. Auch die Band E aus der ehemaligen Tschechoslowakei fällt deswegen in ihr Ressort. Der blinde Sänger und Tänzer Vladimir Kokolia, der mit einem breiten Halstuch über den Augen auftritt und außerdem den Beruf des Malers ausübt, hat eine Kapelle von typisch osteuropäischen Krach- Jazz-Punk-Aufklärern um sich gesammelt, die roh aber gekonnt ihre Musik wie eine Performance behandelt. Dazu schreit, singt oder spricht Kokolia, manchmal auch nur zu Gitarre, für unsereins leider 1

2Unverständliches. Teilweise entstehen so schöne Pattern aus Melodie und Geräusch, teilweise wirkt das tonale Gemisch, das aber immer Songcharakter behält, nur gemein. Das Trio, das ohne Schlagzeug arbeitet, liefert so Ausblicke auf eine erblühende Musikkultur unter dem geschmolzenen Ostblock. tlb

Westwerk, 21 Uhr

Außerdem: Das nächste Multi-Kulti-Festival im Stadtpark bietet heute um 15 Uhr, zu einer Zeit also, wo vernünftigen Menschen gerade das erste Honigbrötchen auf den Teppich fällt, die afrikanische Sängerin Yondo Syster und die Band ESA.

Heute und morgen abend: Erasure. Neu ist die Idee von Vince Clark und Andy Bell nicht, Lieder der Siebziger-Jahre-Schlager-Pop- Legende Abba zu covern. Sie selbst haben sich bereits 1985 auf der B-Seite von Oh l'amour daran ver-

1sucht als sie Gimme, Gimme, Gimme a Man neu interpretierten. Zuvor spielten bereits die Sisters of Mercy (damals noch aus Leeds) das gleiche Stück nach. Erasure zeichnen andere Dinge aus. Sie schaffen es, mit Mittachtziger-Musik und -Arrangements erfolgreich zu sein. Auch wenn die Lieder der zwei aus getunten GTIs schallen, darf man nicht verkennen, daß es sich hier um gutgemachte Popmusik handelt. Der Charme von Andy Bell und die bewährten Strickmuster von Vince Clark heben das Synthie-Duo von gängiger Bohlen-Mixture ab. So verzeiht man ihnen gerne, sich in 70er-Jahre-Transenlook zu stecken und den schwedischen Grand-Prix- D'Eurovision-Siegern der gleichen Zeit zu huldigen. kader

Sporthalle, jeweils 20 Uhr

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