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CDU will Licht im Männer-Dunkel

■ Mit 350.000 Mark soll Bremens Wirtschaftsförderer in die Wüste geschickt werden

Seit März dieses Jahres hängt der Haussegen in Bremens Wirtschaftsförderungs-Kulisse schief. „Verbal-Injurien“ seien gefallen zwischen dem Senator Uwe Beckmeyer und dem Hauptgeschäftsführer der WFG, Hartmut Schmädeke, wird auf dem Marktplatz erzählt. Sogar das Wort „Unfähigkeit“ sei hin und her gegangen. Wie konnte das kommen?

In früheren Jahren waren Uwe Beckmeyer, damals Wirtschaftssenator, und sein oberster Wirtschaftsförderer unzertrennlich gewesen. Mehrfach hatte es Nachfragen nach dem Sinn der Ostasien-Reisen Schmädekes gegeben und den Eindruck, er vernachlässige die Inlands-Aufgaben der Wirtschaftsförderung. Doch Beckmeyer, der selber einmal mitfahren durfte, stellte sich hinter seinen WFG-Mann und verlängerte noch 1990 Schmädekes lukrativen Vertrag um weitere fünf Jahre.

Als dann die Trennung der Wirtschaftsförderung in eine Inlands-Gesellschaft und eine Außenwirtschafts-Fördergesellschaft angekündigt wurde, da war klar: Schmädeke sollte aus der Schußlinie und von dem lästigen Inlands-Job befreit werden.

Was in dem Moment, als die Aufspaltung der Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft vollzogen werden sollte, wirklich passiert ist zwischen den beiden Männern, versteht keiner so richtig. Klar war nur plötzlich: Schmädeke muß gehen. Beurlaubt ist er nicht, aber nachdem sein Rausschmiß beschlossene und verkündete Sache war, konnte man ihn nicht wieder für Bremen nach Ostasien schicken. Folge: Auch neun Monate nach der Wahl ist der zuständige Wirtschaftssenator noch nicht zuständig für die Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft, weil er die „Altlast“ des Vertrages mit Schmädeke nicht übernehmen will. Und die WFG hat keinen aktiven Hauptgeschäftsführer.

Was tut Schmädeke seit jenem März 1992? „Er verhandelt seit März um seine Abfindung“, heißt es in der Wirtschafts-Förderungs- Gesellschaft. In diesen Tagen erholt er sich gerade davon an der Algarve.

Ausgerechnet Anfang September, als der zuständige Häfensenator Beckmeyer in den USA war, flatterte dem Haushaltsausschuß der bremischen Bürgerschaft kurzfristig eine „Schmädeke“-Vorlage auf den Tisch. Satten 350.000 Mark Abfindung sollte das Gremium zustimmen, das sonst eher mit Sparpolitik befaßt ist. Über 700.000 Mark hatte Schmädeke über seine Anwälte gefordert.

Aus der Deputationsvorlage ging allerdings nicht hervor, warum Schmädeke überhaupt gehen soll. Dies möchte die CDU-Opposition gern von dem Häfensenator persönlich wissen und freut sich schon auf die nächste Sitzung genauso wie

Rosi Roland

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