: Absichtlich getäuscht
GASTKOMMENTAR
Absichtlich getäuscht
Die Bevölkerung in der Elbmarsch wird nach Strich und Faden verschaukelt. Als die Forderung nach Stillegung des AKW Krümmel und der GKSS immer lauter wird, taucht aus heiterem Himmel ein ganz „neutraler“ Uni- Mediziner auf, der der Bevölkerung versichert, daß Radioaktivität nichts mit den Leukämie-Fällen zu tun habe. Die HEW verteilen seine Propaganda flächendek-
kend in der Elbmarsch. Und auch die Chefs in der Atomforschungs-
Dirk Seifert ist Freier Journalist, GAL-Referent und seit Jahren in der Anti-Atom-Bewegung aktiv
anlage GKSS verschweigen, daß Jung eines der bedeutsamsten Ämter bekleidet, das der Atomstaat zu vergeben hat. Daß die Atomindustrie mit allen Mitteln versucht, die Folgen ihres Tuns zu verharmlosen, ist nichts Neues. Der eigentliche Skandal spielt sich in der Kieler Landesregierung ab. Offenbar sind der selbsternannte Austiegsminister Günther Jansen und sein Kollege Berndt Heydemann nicht in der Lage — oder (der Verdacht drängt sich immer mehr auf) — nicht bereit, gegen die Atomindustrie vorzugehen. Wie sonst soll man erklären, daß Kieler Beamte Krümmel von jeder Schuld freisprechen und gleichzeitig mehrere gravierende Ereignisse und Tatsachen „übersehen“. Dahinter steht Absicht. Unverständlich auch, daß nicht einmal Ausstiegsprediger Jansen die Bevölkerung in der Elbmarsch über die Identität des Uni-Mediziners Horst Jung aufklärte. Oder kennt man in Kiel die Strahlenschutzkommission nicht? Was jetzt alles ans Tageslicht kommt, läßt jedenfalls den Verdacht zu, daß da mehr Leute unter einer Decke stecken als bisher angenommen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen