: Total ungerecht verloren Ihr seid besser, Jungs
■ DFB-Pokalspiel: Werders Amateure verloren gegen Mönchen Gladbach
Wenn ein gestandener Bundesligatrainer nach einem DFB-Pokalspiel seinem zwei Klassen tiefer spielenden Gegner zubilligt, er sei „mehr als gleichwertig“ gewesen, dann kann das nur heißen: „Ihr wart besser, Jungs“. So gesprochen am Samstag nachmittag auf Platz 11 des Weserstadions, der Heimat der Werder Amateure. Jürgen Gelsdorf, Coach von Borussia Mönchengladbach, hatte wahrlich Grund, dem Nachwuchs von Werder Bremens Profis ein hohes Lob zu zollen.
Zehn Minuten plätscherte das Spiel dahin, die weit über 2.000 ZuschauerInnen, darunter viele vom linken Rheinufer, warteten eigentlich nur auf den Beginn der Offensive des Bundesligisten. Gladbach kam einfach nicht in Schwung, rannte sich immer wieder fest ohne rechten Plan. Die Stürmer-Stars Criens und Salou mühten sich, aber ihre Bewacher Lellek und Rauh deckten zentimetergenau. Und wenn, wie in der zwanzigsten Minute, der Profi Peter Nielsen frei vor dem Bremer Tor auftauchte, dann war da auch noch Torhüter Frank Rost mit einer blitzschnellen Reaktion.
Die Stimmung auf den Rängen entsprach dem guten Wetter ebenso wie dem Geschehen auf dem Rasen. Die Bremer AnhängerInnen beklatschten anerkennend jeden abgeblockten Angriff der Rheinländer. Deren Fans war zwar in vielen Fällen das Bremer Bier wichtiger als das Spiel, aber auch sie blieben friedlich. Mit zunehmender Spieldauer schnupperten die Spieler von Amateurtrainer Kamp sogar Morgenluft. Abgebrüht ließen sie die hochdotierten Stars mit tollem Direktspiel ins Leere laufen. Da guckten die Gladbacher dumm, Trainer Gelsdorf war der Weißglut nahe, und die Grün-Weißen kombinierten wie im Rausch. Spieler wie Nielsen oder Klinkert vom Pokal- Finalisten der letzten Saison gefiel das gar nicht. Sie hackten den Bremer Youngsters ungehobelt in die Knochen, besonders gern von hinten.
Werders Jugend-Team (Durchschnittsalter unter zwanzig Jahre) hielt bis zum Halbzeitpfiff das 0:0. Gelsdorf tobte in der Kabine, Kamp vertraute weiter auf nur eine echte Sturmspitze, Simonsen. Aber dahinter standen ja auch noch Unger, Przondziono und der alle in den Schatten stellende Chad Deering. Er war der beste Mann auf dem Platz. Der Amerikaner rannte, guckte und spielte. Wie gut, daß Otto Rehhagel schon weiß, wie wertvoll dieses Talent ist. Er läßt ihn bereits bei den Werder-Profis mittrainieren.
Wenn es sich nicht um ein Pokal-Spiel gehandelt hätte, wäre das Ergebnis zweitrangig gewesen. Das Zugucken machte, zumindest aus Bremer Sicht, großen Spaß. Als der Gladbacher Schulz in der 76. Minute den Ball gekonnt in den rechten Werder-Torwinkel donnerte, dauerte es mal gerade sechzig Sekunden, bis Chad Deering vor dem anderen Gehäuse auftauchte. Jemand zerrte an seinem Trikot, Torwart Kamps hackte über den Ball, aber der Amerikaner kannte keine Gnade. Ausgleich.
So grün wie ihre Shirts waren die Werder-Buben bestimmt nicht. Nur fünf Minuten vor Schluß paßten sie nicht nicht auf, Borussen-Pflipsen fiel im Strafraum, es gab Elfmeter. Criens verwandelte, da stand es 1:2 für die Gäste, und das war total ungerecht.
Mins Minssen
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