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Peru: Sendero-Führung verhaftet

■ „Staatsfeind Nummer eins“, Abimael Guzman, nach zehnjähriger Fahndung in Lima gefaßt/ Die Polizei überraschte offenbar das Zentralkomitee der Organisation bei einer Sitzung

Lima (AFP) — Die PeruanerInnen registrierten gestern ungläubig die Festnahme von Abimael Guzman, Führer des „Leuchtenden Pfades“ und Perus Staatsfeind Nummer eins. Der seit mehr als zehn Jahren gesuchte Guerillaführer wurde nach Angaben von peruanischen Rundfunk- und Fernsehsendern am Samstag abend in Lima gefaßt. Wie die Medien verbreiteten, war Guzman zusammen mit etwa neun anderen führenden Mitgliedern seiner Organisation, darunter vier Frauen, bei einer Razzia in dem Nobeldistrikt Surco festgenommen worden. Von den Behörden wurden diese Berichte gestern bestätigt.

Armee und Polizei wurden aus Angst vor Racheanschlägen des Sendero Luminoso in Alarmbereitschaft versetzt. Der peruanische Innenminister Juan Briones kündigte an, „den Kampf gegen den Terrorismus“ zu verstärken. Das Gebäude, in das Guzman gebracht worden sein soll, wurde von mehreren hundert Polizisten abgeriegelt. Als erste Information hatte die Polizei durchsickern lassen, daß der Fingerabdruck der festgenommenen Person mit dem des Guerillachefs identisch sei.

Nach Rundfunkberichten hatte ein anonymer Anruf auf „verdächtige Personen“ in dem Haus im Stadtviertel La Calera de Monterico im Distrikt Surco hingewiesen. An der Razzia sollen etwa hundert Polizisten beteiligt gewesen sein. Die Guerillamitglieder, die offenbar keine Zeit mehr hatten, zu den Waffen zu greifen, ließen sich widerstandslos festnehmen. Guzman leitete offenbar gerade eine Sitzung des Zentralkomitees, auf der über eine Offensive der Guerilla im Vorfeld der Wahlen zur Verfassunggebenden Versammlung am 22. November gesprochen wurde. In der Wohnung sollen zahlreiche Waffen gefunden worden sein. Im Februar hatte Staatspräsident Alberto Fujimori 500.000 Dollar auf Guzmans Kopf ausgesetzt.

Ebenfalls im Stadtdistrik Surco war Guzman schon im Juni 1990 nur knapp der Verhaftung entgangen. Die Polizei fand damals noch seine Brille und seine Medikamente. Im Januar 1991 tauchte ein Video von Guzman auf, das ihn mit Genossen bei der Beerdigung seiner Frau Augusta La Torre zeigt. Er trug einen Bart und schien übergewichtig. Es waren die ersten Bilder von Guzman, seit er 14 Jahre zuvor in den Untergrund gegangen war.

Vor drei Monaten war der peruanischen Polizei schon einmal ein spektakulärer Erfolg gelungen. Damals wurde der Führer der Guerilla, Revolutionäre Bewegung Tupac Amaru, Victor Polay, festgenommen. Diese Gruppe kämpft zum Teil gemeinsam mit dem Sendero Luminoso im Landesinneren.

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