: Beim SFB eskaliert der Streit um Radio4U
Berlin. Der Programmausschuß des Senders Freies Berlin (SFB) stellte sich gestern gegen die Vorstellungen seines Intendanten Günter von Lojewski und empfahl eine Fortführung des Jugendsenders »Radio4U«. Lojewski will den mehrfach ausgezeichneten Sender zum 31. Dezember einstellen und mit den eingesparten Mitteln das neue dritte Fernsehprogramm »B 1« finanzieren. Wenn am kommenden Montag der Rundfunkrat dem Sparvorschlag zustimmt, wäre der SFB die erste Landesrundfunkanstalt, die aus finanzieller Not ein Programm streicht.
Der Vorsitzende des SFB-Programmausschusses, Diether Huhn, präsentierte gestern auch eine Möglichkeit, wie sich »Radio4U« 1993 finanzieren lasse. Er empfahl »die Benutzung der Beträge, die der SFB vom früheren DDR-Hörfunk erhalten hat«. Einen weiteren Grund, der gegen die Einstellung spreche, sieht Diether Huhn darin, daß der SFB sich sonst »die Möglichkeit zu kostensparenden und inhaltlich erwünschten Kooperationen im Hörfunk auch für Jugendprogramme« verbaue. Damit spielte er auf die gescheiterten Verhandlungen des SFB mit dem ORB an. Ab 1. Oktober dieses Jahres hätte ein von beiden Sendern gestaltetes Jugendprogramm auf Sendung gehen sollen. Doch ORB-Intendant Hansjürgen Rosenbauer ließ das Projekt vor gut zwei Monaten platzen.
Im Funkhaus an der Masurenallee sind die Pläne Lojewskis bisher nicht auf große Gegenliebe gestoßen. Redakteursausschuß und Personalrat protestierten bereits heftig gegen die Entscheidung. Aus Kreisen der Belegschaft ist immer wieder zu hören, daß der Programmstart von »Radio4U« vor mehr als zwei Jahren nur gegen den Willen Lojewskis verwirklicht werden konnte. Dem Alternativkonzept, daß die »4U«-Redaktion selber Werbung akquiriert und Sponsoren sucht, wird indessen keine große Chance eingeräumt, denn Sponsoreneinnahmen gingen in der Regel an den ganzen Sender und müßten neu verteilt werden, zum anderen sei das auf Dauer nur schwer mit den Grundsätzen der inneren Pressefreiheit vereinbar. rak
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