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Nicht nur Kinderkrimis

■ Das fünfte Festival abgezoomt mit Beiträgen von und für jugendliche Filmemacher wird heute in der Markthalle eröffnet

mit Beiträgen von und für jugendliche Filmemacher wird heute in der Markthalle eröffnet

Ein Frosch wird geküßt und wandelt sich zum Märchenprinz, danach zur Eistüte. Und weiter: Eine Werbung für „Fortosan“, einen Kraftmacher, den es auch als light-Produkt gibt. Und weiter: Vom Affen zum Roboter - ein Schnelldurchlauf der Evolution von Erde und Mensch. All das gibt's ab heute bei abgezoomt zu sehen, der Hamburger Film- und Videoschau von und für Schüler und Jugendliche. Das Festival ist eine der wenigen Möglichkeiten für junge, angehende Filmteams und -macher zwischen 6 und 26 Jahren, ihr Werk auch einmal einer breiteren Öffentlichkeit vorzuführen.

Bereits zum fünften Mal wird abgezoomt in diesem Jahr gemeinsam vom Referat Medienarbeit, der Staatlichen Landesbildstelle und dem Jungen Arbeitskreis Film und Video veranstaltet. Die Resonanz ist auch in diesem Jahr groß: insgesamt 119 Filme wurden eingesandt. Eine Jury sichtete das Material und ordnete es thematisch, das Kriterium ist „strengste Subjektivität“. Die Themen sind recht unterschiedlich: Vom Zeichentrick bis zur Computeranimation, vom Kinderkrimi bis zum Werbespot und schließlich bis zum gesellschaftskritischen Dokumentarfilm.

Die Jungfilmer verwirklichen all ihre Wünsche, Träume, Fantasien, ihren Frust und ihren Ärger. Die Veranstalter setzen Länge und Inhalt der Filme keine Grenzen, einzige Teilnahmevoraussetzung ist die Anwesenheit beim Festival, so daß die jugendlichen Filmer und das Publikum miteinander diskutieren können.

Ganz festivaluntypisch ist die Prämierung; den Teilnehmern win-

1ken weder kleine, goldene oder silberne Figürchen, noch mehrstellige Geldsummen. Die Besten werden mit der Ausstrahlung ihres Films im „Highlight-Programm“ belohnt, das Zuschauer und Veranstalter gemeinsam wählen.

Als diesjähriger Geheimtip wird Das Boot gehandelt, ein Dokumentar-Spiel-Film über Deutschlands Ausländer-Asyl-Problematik. Beschwingte, lockere Popmusik begleitet die Zugeinfahrt in den Hamburger Hauptbahnhof, ein Ausländer steigt aus, sein Weg führt ihn zum Hafen, wo er ein großes Boot betritt. Dazwischengeschnitten wurden Kurzinterviews, Meinungen, Vorurteile von Deutschen über Asylsuchende - dem Ausländer bleibt nur eines, die Flucht nach vorn, eine Metalltür fällt zu, der Film ist zu Ende.

Ebenso kritisch setzt sich der Film der Videogruppe Mädchen.., Mädchen.. mit der Ausländerproblematik auseinander. Die aus-

1schließlich weiblichen, ausländischen Gruppenmitglieder stammen von der Förderschule Pröbenweg und erzählen ihre eigene Geschichte aus dem Stadtteil St. Georg.

Ein anderer interessanter Beitrag ist der der Inhaftierten der Strafvollzugsanstalt Niederschönfeld. Sie nehmen bereits zum zweiten Mal am Festival teil. Ihr diesjähriger Zeichentrickfilm Illusion behandelt die Ängste und Träume von Gefängnisinsassen.

Neben Non-Stop-Filmegucken können die Besucher auf dem Festival auch direkt vor Ort ihre eigenen Filme produzieren, synchronisieren, mischen und schneiden. Die Jugendlichen haben somit die Möglichkeit, sich aktiv mit den Medien, die sie ansonsten nur täglich passiv konsumieren, auseinanderzusetzen. Dörte Petsch

„abgezoomt“-Eröffnung: heute, 18 Uhr, bis 18.9.; Programminformationen i.d. Markthalle

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