: Radwege sind keine Golf-Plätze
■ Eimsbüttler Fahrradklima-Test beweist: Das Radfahren in der Stadt ist ein alltäglicher Krimi
beweist: Das
Radfahren in der Stadt ist ein alltäglicher Krimi
Schauplatz: Eimsbüttel, Kreuzung Osterstraße/Schulweg. Zeit: ein Werktag, gegen 17 Uhr. Vorwurf: ein alltägliches Delikt. Beteiligte: 20 RadfahrerInnen, ein VW Golf und Uwe Sötje, Leiter der Polizeiwache 22, Grundstraße, in Zivil und zu Rad.
Die junge Golf-Fahrerin, die sich gerade in einem Möbelgeschäft umsieht, fällt aus allen Wolken, als Sötje auf sie zutritt. Doch sie berappelt sich schnell, und so ist die Mission des geschulten Polizeipsychologen bereits nach wenigen Minuten beendet. Lediglich der knirschende Aufsetzer des Auspufftopfes auf dem Bürgersteig könnte von einer gewissen Verlegenheit der Fahrerin zeugen, die sich eilig wieder in die Blechlawine des Ring 2 einreiht. Ihr Vergehen: Sie hat auf dem Fahrradweg geparkt und damit RadfahrerInnen den Weg versperrt. Ganz ungeschoren kommt die dreiste Autofahrerin übrigens nicht davon. Der Strafzettel bleibt zwar aus, dafür muß sie sich aber den Spott und das Gejohle der an der Kreuzung stehenden 20 ZweiradfahrerInnen gefallen lassen.
Sie sind Teilnehmer des ersten Eimsbüttler Fahrradklima-Tests, zu dem die Stadtteilzeitung HH19 eingeladen hatte. Gemeinsam mit Revierwachenleiter Uwe Sötje und BezirkspolitikerInnen des Eimsbüttler Verkehrsausschusses wollten sie Radlers Lust und Frust in Eimsbüttel ergründen. Die Ergebnisse sind — wen wundert's — erschreckend. Rücksichtslos rasende AutofahrerInnen, radfahrerfeindliche Straßen, holprige und viel zu enge Radwege,
1zu kurze Ampelphasen: Gründe genug, die das Radfahren in der Stadt zum täglichen Krimi machen. Karin Zickendraht von den Grünen RadlerInnen und Rudi Brandt von der GAL sind sich mit Revierwachenleiter Uwe Sötje einig: Das Eimsbüttler Fahrradklima ist „schlimm und gefährlich“.
Auch wenn die HH19-Aktion
1das Problem deutlich gemacht hat, wird es so wohl so bald nicht gelöst werden. Vor allem nicht, wenn es nach Stefan Cornehl (CDU) geht. Der Vorsitzende des Ausschusses für Verkehr und Gewerbe will Radfahren zwar attraktiver machen, doch Radwege nur ausbauen, wenn es die Akzeptanz der AutofahrerInnen findet ... Jörn Breiholz
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