Professionell, locker oder "militant"

■ Für jeden Geschmack etwas: Hamburger Fahrrad-Initiativen und -vereine im Überblick: Die einen bieten sogar Versicherungen, die anderen lieben nur die Anti-Auto-Aktion

im Überblick:

Die einen bieten sogar Versicherungen, die anderen lieben nur die Anti-Auto-Aktion

Die Lenker-Stänker sind eine „lose Ini“ an der Universität, die seit einem Jahr um ihre Lernzentrale herum wirken. Ihre Mitglieder sehen sich im Gegensatz zu vielen theoretisch-global arbeitenden Gruppen an der Uni als „lokal schlagkräftige“ Initiative. Die Forderungen der zwölf AktivistInnen sind unter anderem eine Verbreiterung des Fahrradweges an der Grindelallee — bislang nur knappste 50 Zentimeter breit —, Tempo 30 in der Umgebung der Uni und eine „Fußgängerzone Schlüterstraße“. Mitstänker-AspirantInnen melden sich bei Ulrike Winkelmann, 230783.

Wesentlich breiter organisiert sind die Grünen RadlerInnen Hamburg, die seit 1978 existieren und dem Dachverband „Grüne RadlerInnen bundesweit“ angehören. Besonders wichtig erscheint der Gruppe die Diskussion mit den BürgerInnen. Die ständigen Fragen und Vorwürfe wie „Haltet euch erstmal selbst an die Verkehrsregeln!“ lassen sie hinter ihren Infoständen auf Straßenfesten gerne über sich ergehen. Alle vier Monate bringen sie eine eigene Zeitung mit dem Titel „Radzette“ heraus. Kinderliebe AutohasserInnen sind bei den „GRs“ herzlich willkommen. Nächstes Meeting: 7. Oktober um 19.30 Uhr im Stadtteilladen Eimsbüttel, Luruper Weg 31. Weitere Infos bei Karin Zickendraht, 4300024.

Der bekannteste und professionellste Zweirad-Verein dürfte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) sein. Er bietet seinen Mitgliedern eine im Beitrag enthaltene Haftpflicht- und Rechtsschutz-Versicherung. Der ADFC versteht sich nicht nur als Verkehrsclub, sondern auch als Verbraucherschutzorganisation, (verkehrs-)politischer Verein und Umweltschützer. Wunschvorstellung des Hamburger Landesverbands: eine „Fahrrad- und Hansestadt“. In seiner Geschäftsstelle in Altona kann man Karten, Bücher und Informationen rund ums Rad erhalten — und selbstverständlich persönlich beraten werden. (Arnoldstraße 63, Mo. und Mi. 18-20 Uhr, 393933).

Mit Vereinsmeiereien haben die Militanten RadlerInnen — seit über zwei Jahren aktiv — absolut nichts am Hut. Die 15 bis 20 Mitglieder organisieren grundsätzlich nur unangemeldete Aktionen, ziehen unter dem Motto „Weihnachtsmänner runter vom Motorschlitten“ durch die Stadt oder legen ihren ärgsten Feinden per Aufkleber nah: „Autofahrer verpißt Euch“. Nebenbei blockieren sie mal eben die Autobahnauffahrt Stellingen. Wer zu den RadlerInnen, die das „militant“ in Anführungsstriche gebettet wissen wollen, stoßen möchte, hat dazu nur auf einem ihrer Aktionstreffen Gelegenheit, die durch kleine Aufkleber an Laternenmästen angekündigt werden. gag