: Kinder stehen auf der Straße
■ Sparprogramm bei Kindergärten / Erzieherinnen protestieren
Alleinstehende berufstätige Frauen werden bald nicht wissen, wo sie ihre Kinder unterbringen sollen, wenn der Hort noch früher schließt. Diese Gruppe wäre von den Sparmaßnahmen des Senats durch das sogenannte Personal- Entwicklungs-Programm für die Kindertagesheime besonders betroffen. Aber auch die ErzieherInnen gehen auf die Barrikaden. Auf ihrer gestrigen Teilpersonalversammlung trafen sich etwa 300, um gegen das Sparprogramm zu protestieren. Irmgard Gaertner, Senatorin für Soziales und Gesundheit, war trotz Einladung nicht zugegen.
Eingespart werden soll an allen Ecken: Angefangen beim eigentlich geplanten Stellenaufbau, der nun bereits abgebaut wird, über Streichung der Sprachtherapie bis zu den RaumpflegerInnen. Letztere sollen mit 2 Planstellen für Vertretung bereits dieses Jahr wegrationalisiert werden. Die KTH-spezifischen Aufgaben wie Betten aufstellen, Tische decken und Wäschepflege sollen von den ohnehin bereits überlasteten ErzieherInnen übernommen werden. Freistellungssstellen für stellvertretende HeimleiterInnen sollen außerdem gekürzt, und die Platzzahl der Gruppen von bisher 20 auf 22 Kindern angehoben werden. Das Szenario der ErzieherInnen ist ein wahres Horrorbild, meinen sie selbst. Eine einzige ErzieherIn wird zwischen 22 Kindern, Büro und Küche hin und herrasen. Für die Kinder wird kaum noch Zeit sein. KTH's als Kinderverwahranstalten?
Die Argumentation des Senats beruht auf schiefen Vergleichen, sagen die ErzieherInnen. So hätten sowohl Hamburg als auch Hessen rund 20 Kinder pro Gruppe, jedoch bei einer BetreuerInnenzahl von zwei Personen. Die Reduzierung der Öffnungszeiten der Horte trifft genauso am Kern der Betreuung vorbei. Die Vormittagsstunden sollten womöglich gestrichen werden. Viele Kinder kommen jedoch schon vor der Schule und haben teilweise bereits um 11.00 Schulschluß. In den Hortgruppen betreuen die ErzieherInnen selbstverständlich auch noch die Hausaufgaben.
Die KTH-Planung gehe völlig an der Realität vorbei, ist die einhellige Meinung der ErzieherInnen. Für die nächsten zwei Monate sind verschiedene Aktionen geplant, um in der Öffentlichkeit eine Lobby herzustellen. Bei Flugblättern und Plakaten soll es nicht bleiben, auch dem Roland steht eine Verpackungsaktion bevor. vivA
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