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Uni in »High-Tech-Park«

■ Humboldt-Universität will naturwissenschaftliche Fachbereiche nach Adlershof in Technologiepark verlegen

Mitte/Adlershof. Die Humboldt- Universität wird ihre Umzugsabsichten in den zu errichtenden »Technologiepark« in Adlershof nicht mehr überdenken. »Es wäre dumm, das auszuschlagen«, sagte der Vizepräsident der HUB, Bernd Bank, zu dem jetzt vorgestellten Nutzungskonzept des Senats. Darin werden 12,5 Hektar Fläche des Geländes in Adlershof für die naturwissenschaftlichen Fachbereiche der HUB reserviert.

Nach einer Besichtigung des Adlershofer Geländes dämpfte der Mathematikprofessor Bank »die Illusion, daß wir nächste Woche umziehen können.« Zum genauen Zeitpunkt wollte er sich nicht äußern. Zunächst müsse nachgedacht werden, wie man das »anständige Gelände« am besten nutzen könne. Dazu soll nun eine Kommission, unter anderen mit Vertretern des Wissenschaftssenats und der HUB, gebildet werden.

Damit stehen dem Aufbau eines »High-Tech-Parks« samt naturwissenschaftlichen HUB-Campus im Berliner Südosten zunächst nur noch die milliardenschweren finanziellen Unwägbarkeiten und — pikanterweise — ein Antrag der HUB-Präsidentin Marlis Dürkop im Wege. In ihrer Funktion als Bündnis 90/Grüne-Abgeordnete hatte Dürkop gebeten, »die Pläne zur Verlagerung... der Humboldt-Universität zu Berlin nach Adlershof ruhen zu lassen«. Die wissenschaftspolitische Sprecherin von Bündnis 90/ Grüne Sybille Volkholz steht nach wie vor zu dem Antrag ihrer Vorgängerin Dürkop. Er soll demnächst im Wissenschaftsausschuß debattiert werden.

Der politische Fortgang des »wissenschaftsbasierten Wirtschaftsstandortes« — so propagieren Wirtschafts- und Wissenschaftssenat das Projekt — ist indes weitgehend gesichert. Vergangene Woche stellte Wirtschaftssenator Norbert Meisner ein Nutzungskonzept für Adlershof vor: Auf dem knapp 80 Hektar großen Gelände soll »eine Konzentration von wissenschaftlichen Einrichtungen geschaffen werden«, die auch Wirtschaftsunternehmen anziehen könne. Das Berliner Parlament hat dem bereits zugestimmt.

Auch die »Föderalismuskommission« (bestehend aus Bundesrats- und Bundestagsvertretern, die Institutionen zwischen Berlin und Bonn »verteilen«) fällte letzte Woche einen für Adlershof wichtigen Beschluß. Die Synchronton-Strahlenquelle »Bessy II« wird in Adlershof angesiedelt. Bessy II ist — verkürzt gesagt — eine hochleistungsfähige Lichtquelle, die für diverse Arten der Grundlagenforschung nutzbar ist. Bessy II wird frühestens 1997 in Betrieb gehen; die Kosten sind mit 190 Millionen DM veranschlagt, wovon der Senat die Hälfte tragen will. Die Entwicklungskosten für Adlershof betrügen in den nächsten Jahren rund 1,5 Milliarden Mark, schätzt der Senat.

Der entstehende wissenschaftlich-industrielle Komplex in Adlershof steht indessen noch vor praktischen Problemen. So läßt etwa der bauliche Zustand des ehemals größten naturwissenschaftlichen Forschungszentrums der DDR zu wünschen übrig. »Wir waten knietief in den Problemen«, sagte der Direktor des Max-Born-Instituts, Professor Ingolf Hertel. Zusammen mit anderen außeruniversitären Forschungseinrichtungen hat Hertel eine »Interessengemeinschaft« gegründet. Ihre Priorität liege darin, »die Forschungsinstitute zu etablieren«. In Adlershof solle keine »Gewerbesiedlung, sondern eine High-Tech-Landschaft« entstehen, übte der aus Freiburg kommende Physiker verhaltene Kritik am bisherigen Fortgang in Adlershof. cif

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