: Module contra Novelle
■ Zehn Jahre Stiftung Berufliche Bildung / Finanzierung für 93 steht
/ Finanzierung für 93 steht
Wo sind die Schnittchen? Warum ist das Büffet schon alle? Die rund 600 Gäste und Mitarbeiter, die sich gestern in den Räumen und Gängen der Stiftung Berufliche Bildung (SBB) an der Eiffestraße umtrieben, waren recht ausgelassener Stimmung.
Grund zum Feiern gab es gleich dreimal: Zum einen wurde die als Modell von Hamburg besonders geförderte Einrichtung zehn Jahre alt. Dann hat sie auch noch recht erfolgreich gearbeitet, wie Geschäftsführer Frank Glücklich vorrechnete: 18000 Menschen haben die Stiftung in den letzten zehn Jahren durchlaufen, dabei wurde die Zielgruppe der Benachteiligten auf dem Arbeitsmarkt (Langzeitarbeitslose, Menschen ohne Ausbildung, Ausländer) fast immer erreicht. Dreiviertel konnten zwei, die Hälfte sogar drei „Benachteiligungsmerkmale“ aufweisen, wie es im Fachdeutsch heißt. Und rund 80 Prozent der in den Bereichen Metall-, Elektro- und Versorgungstechnik ausgebildeten Facharbeiter standen ein Jahr später in Lohn und Brot.
Und der dritte Grund? Seit vorgestern ist klar, daß die Stifung auch 1993 alle ihre geplanten Maßnahmen finanziert bekommt. Davor stand bisher Bundesarbeitsminister Blüm und sein Wille, das Arbeitsförderungsgesetz zum zehnten Mal zu novellieren. Um das Durcheinander an Umschulungsmaßnahmen in den neuen Bundesländern in den Griff zu bekommen — das Wort von der „Maßnahme-Karriere“ läuft dort um — will der CDU-Minister die Aneinanderkopplung mehrerer Bildungsmaßnahmen unterbinden, zumindest aber eine Wartezeit einbauen. Auch soll die Bundesanstalt für Arbeit (BfA) Kurse zur Erlangung des Hauptschulabschlusses und „allgemeinbildende Kurse“ künftig gar nicht mehr bezahlen. Letztere werden auch von der SBB mit Erfolg durchgeführt.
Das Blüm-Papier schmort zur Zeit im Bundestagsausschuß für Arbeit und Soziales, es soll im Dezember verabschiedet werden. Bis dahin hält Arbeitsamts-Chef Klaus Clausnitzer sich bedeckt über mögliche Auswirkungen für Hamburg: „Wir werden uns bemühen, daß keiner von den Bildungsträgern betroffen ist.“ Er glaubt nicht daran, daß die Novelle so durchkommt. Man müsse halt, im Einvernehmen mit der BfA, über kostengünstigere Lösungen nachdenken. So machten auch gestern schon die Stichworte Modularisierung und Flexibilisierung die Runde. Seit 1989 testet die Stiftung eine in Module unterteilte Umschulung, in die die Teilnehmer je nach Bildungslücke früher oder später einsteigen können. Das soll billiger sein.
Echte Bauchschmerzen bereitet Clausnitzer die geplante Wartezeit- Regelung. Bei einem Jahr Unterbrechung, das meint auch der Chef der zweiten großen Hamburger Bildungseinrichtung „Zebra“, Detlef Scheele, könne man im Prinzip alle aufeinander aufbauenden Förderungen vergesssen. Kaija Kutter
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