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Kicker mit Courage

KOMMENTAR

Kicker mit Courage

Innerhalb von 48 Stunden wurden HSV-Trainer Egon Coordes und der Coach des FC St. Pauli, Michael Lorkowski, von ihren Vereinen entlassen. In beiden Fällen wehrten sich die Spieler gegen Fußballehrer, die in ihrer Branche als harte Hunde gelten. Gegen Übungsleiter also, die in erster Linie Unterordnung von ihren Mannschaften verlangen.

Coordes hat Leistungsträger wie Frank Rohde und Carsten Kober aus dem Team bannen wollen, weil sie zwei Tage vor einem Bundesligaspiel eine Diskothek besucht hatten. Michael Lorkowski versuchte seine Spieler dadurch zu disziplinieren — und sich selbst ins rechte Licht zu rücken —, indem er deren Fehlverhalten wie eine zänkische ältere Schwester an Pressevertreter verpetzte. In beiden Fällen haben Profifußballer bewiesen, was dem Klischee vom biederen deutschen Berufskicker widerspricht: Courage und Mut zum Widerstand anstelle der tumben Angestelltenmentalität, die einem spätestens seit der letzten Europameisterschaft zum Halse heraushängt.

Die Nachfolger der beiden geschaßten Trainer verheißen Besserung; auch wenn in erster Linie finanzielle Aspekte für ihre Verpflichtung sprachen. Neu-HSV- Coach Benno Möhlmann hat schon allein durch seine langjährige Tätigkeit als Präsident der Vereinigung der Vertragsspieler, der sogenannten Spielergewerkschaft, die Erfahrung gemacht, daß es sich bei Fußballprofis nicht ausschließlich um willfährige Idioten handelt. Und auch Seppo Eichkorn, neuer Übungsleiter des Kiezclubs, gilt als jemand, der in der Lage ist, sich mit kritischen Spielern auseinanderzusetzten. Kai Rehländer

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