: tazlose Tage? Unvorstellbar!
■ betr.: Abo-Kampagne
betr.: Abo-Kampagne
Mit Überraschung und Schrecken haben wir von Eurem kommenden Ende erfahren. Dagegen wollen wir viel, können jedoch nur wenig tun, dieses jedoch gerne:
1.STATTAUTO abonniert ab sofort die taz im morgendlichen Zustellservice.
2.Für Euer Preisausschreiben der Kettenbriefkampagne spenden wir einen Preis: 1 Woche freie Fahrt mit einem unserer Kleinwagen.
3.Wir werden in unseren News an alle 800 TeilnehmerInnen von STATTAUTO auf Eure Schwierigkeiten hinweisen und alle um Kettenbriefe und Abonnements bitten.
Wir drücken Euch die Daumen. STATTAUTO
Car-Sharing GmbH, Berlin
Zu blöd, um was Kompliziertes über das taz-Vermögen zu verstehen, ist die taz-LeserInneschaft wohl nicht, aber... Daß ich doch blöd bin, wenigstens was die taz betrifft, ist mir in der letzten Woche klar geworden. Ich habe die taz wieder abonniert, nach einer Pause von einem Jahr. Was das bedeutet? Kein freundliches Lächeln von der Verkäuferin, kein Klönen am Kiosk, gar keine taz beim Frühstück. Jetzt nur — wie früher gewohnt aber fast vergessen — ein Blick ins leere Briefkästchen an dem einen Tag, am nächsten oder dritten mit etwas Glück eine kleine taz- Sammlung. Na ja, auch Vorteile hat der/die AbonnentIn: ein bißchen billiger ist es, zum Beispiel. Vorausgesetzt, ich komme mit der sporadischen taz-Losigkeit klar, kaufe nicht allzu oft eine Kiosk-taz aus lauter Verzweiflung.
Warum ich diese scheinbar blöde Entscheidung traf? Ganz einfach, weil mir die taz inzwischen wirklich unentbehrlich geworden ist. Mehrere Beispiele von erstklassiger Berichterstattung scharfen Kommentaren und informativen Hintergrundartikeln aus (fast) aller Welt und und und... will ich nicht auflisten, statt dessen nur Danke für die Berichte aus dieser Stadt in den letzten Wochen. Besonders in den zwei Wochen nach den ersten rassistischen Angriffen, wo ich täglich zwei regionale und zwei überregionale Blätter kaufte, berichtete die taz kritischer, was keine Überraschung war, aber oft sogar ausführlicher als die beiden Rostocker Zeitungen. Auf die regionalen hätte ich verzichten können; ohne die taz wäre ich viel schlechter informiert gewesen. Ian Harknett, Rostock
Euer Hilfe- und Mahnruf vom Wochenende hat auch mich aufgeschreckt. Erst spät, vor drei Jahren, auf die taz gekommen, kann ich mir taz-lose Tage nicht mehr vorstellen. Eure Zeitung ist für mich Informationsquelle, Stärkemittel im Alltag und Lebenshilfe gegen grassierende Kohlstritis. Ich mache darum bei der Abo-Aktion mit und hoffe, daß Kettenbriefe Menschenketten möglich machen und uns die taz erhalten bleibt. Ulrich Stryjewski,
Peine-Stederdorf
Nachdem das mittlere Entsetzen über Eure (und als Genosse und Genossin auch geringfügig unsere) geschäftliche Situation nachgelassen hat, hier in aller Kürze einige Bemerkungen:
Drei unserer Mitarbeiter werden das „Provence“-Angebot annehmen: Jeder, der die taz für ein Jahr abonniert, wird 50 Prozent bezuschußt. Ihr solltet Euch vielleicht schlau machen, wie das steuerlich zu handhaben ist; und als kleinen Service für Unternehmen anbieten. Wir werden in den nächsten Tagen die Lieferadressen angeben und den Status der Mitarbeiter (Lehrling, Student, „Normaler“) mitteilen. Vielleicht kann ja auch ein Anreiz von Euch für größere, alternative Unternehmen geboten werden (ab sechs Abos Studententarif?)?! [...] La Provence, Heike
und Jürgen Piquardt, Hannover
„Nicht noch so eine Mitleidskampagne “, war meine erste Reaktion. Durch Eure Dauerappelle bin ich müde geworden. Ich bin seit vielen Jahren Abonnent, habe Abos verschenkt oder angeregt, und bin am Ende mit meinem Latein. In meinem Umkreis lesen alle die taz oder würden sie nie lesen. Wen also soll ich noch werben?
Warum gibt es nicht die Möglichkeit für viele der besserverdienenden taz-Abonnenten wie mich, das Vorzugsabo zum erhöhten Preis zu beziehen, mit Geschenk, Zusatzinfos, Specials etc.? Ich bin gerne bereit, mehr zu zahlen, damit es die taz weiter gibt, habe aber keine Lust, mir von Euch immer in Jahresabständen ein schlechtes Gewissen machen zu lassen.
Keine taz mehr? Ohne mich! Klaus Humann, Hamburg
Ich habe die taz heute abonniert und werbe unter Bekannten für weitere Abos, weil die taz als einzige überregionale Zeitung erhalten bleiben muß.
Ossis wie mich hatte die taz zum Beispiel mit dem Vorhalt verprellt, wir hätten diktaturbedingte Bewußtseinsschäden und seien faschistoid und ausländerfeindlich. Auch die Sprachrohrfunktion der taz für allerlei linksextreme Randgruppen wie militante Feministen und wortgewaltige selbsternannte Revoluzzer ohne Popularität stößt den in der marxistischen Theorie vorgebildeten Linken aus der einstigen DDR ab, weil uns zuviel an blöder und formaler Mache („LeserInnen“ — sprachlich formale Gleichstellung? Ist doch Quatsch!) anstelle realitätsnaher linker Positionen vermittelt wurde. Die taz gilt unter uns als genauso verspleent wie ihre Klientel in Berlin-Kreuzberg, mit der ich mich auch kaum solidarisieren kann...; selbst im gemeinsamen Haß auf Neonazis sind sie mir zu bürgerschreckend, anstatt den Bürger zu gewinnen. Demzufolge sprechen mich freitag und wochenpost mehr an als die taz, die ich als einzige linke überregionale Zeitung dennoch nicht missen möchte.
Gerade in Fragen wie Kriegsdienstverweigerung, Asylrecht usw. ist die taz der einzige linke Einflußfaktor auf unsere manipulierte Öffentlichkeit. Darum fordere ich jetzt, wo die taz auf dem Spiel steht, nicht solche Neuerungen wie Frauen- oder Kinder- oder Tierschutzseiten oder das Abschaffen von „Bild-schweineblattähnlichen Balken“, sondern abonniere und popularisiere die taz mit dem Wunsch, sie so gut als Zeitung (weder Erst- noch Zehntblatt!) zu erhalten, wie sie ist. Also: mehr Knete für Euch anstatt spleeniger Kritteleien von Wichtigtuern! Die taz braucht Taten und nicht Worte! Jens-Torsten Bohlke, Aachen
[...] Eine Zeitung, deren verkaufte Auflage sinkt, sollte neben Appellen an die Opferbereitschaft ihrer LeserInnen und dem Beklagen zurückgehenden politischen Interesses durchaus auch fähig zur Selbstkritik sein. Das vermisse ich bisher. Statt dessen scheint sich in der Kochstraße die Stimmung breitzumachen, den Nicht-taz-Leser für Absatzprobleme verantwortlich zu machen und in der Pointierung linker Identität die Rettung für das Blatt zu suchen. Die taz als ausdrücklich linkes Projekt, so Altvater/Eisenberg und auch der Tenor der ganzen Abo-Kampagne.
Die taz war 1991 auf dem Weg, eine aufklärerische, radikaldemokratische und zu differenzierter Debatte fähige Zeitung zu werden. Beiträge und Kommentare von Klaus Hartung, Götz Aly und anderen, die auch mal gegen den Strich klarer Feindbilder bürsteten, die neue interessante Konflikt- und Diskurslinien in der Gesellschaft aufzeigten, erscheinen nicht mehr oder sind weniger geworden.
Die taz ist glatter geworden seit Ende letzten Jahres, Gewißheiten nehmen zu und die Konfliktlinien und Feindbilder werden wieder klarer. Ich will keine Zeitung, die meine Sicht der Welt bestätigt, kein „linkes“ Blatt, sondern eines, das neben einer notwendigen emanzipativen Grundidentität die Gesellschaft an mich heranträgt und deren Probleme und Debatten. Und zwar so differenziert und intelligent wie irgend möglich. Eine taz, die neben ihrer sehr guten Jugoslawien- und Osteuropaberichterstattung, dem oft exzellenten Kulturteil auch wieder debattierfreudiger, offener und weniger die Gesinnung als den Geist ansprechender wäre — von so einer Zeitung träume ich. Ulrich Schnauder, Scheer
[...] Da ich einen Tag ohne die taz schon als schlimme Abgeschnittenheit von „draußen“ empfinde, wie dann ein „Dasein“ ohne die taz wohl aussehen wird! [...] Ich tue alles, um an der Rettung der taz mitzuarbeiten! Solidarisches Handeln, hieß doch das Schlagwort von J. Harms! Ich fang sofort damit an! Ich höre auf zu rauchen! [Hervorh. d. säzzerin] Ja, liebe tazler, Ihr habt schon richtig gelesen, ich höre ab sofort auf zu qualmen! Warum? Na ganz einfach. Hiermit fordere ich Euch auf, mein Knastabo in ein „Pay-Abo“ umzuwandeln. Denn mit dem Geld für den blauen Dunst wird ab sofort die taz bezahlt! Tja, so macht die taz aus mir eine Nichtraucherin. Und wenn's mir mal schwerfallen wird, dann denke ich einfach an die Entzugserscheinungen, die ich hätte, wenn ich keine taz mehr zu lesen bekäme.
Mein letztes Geld investiere ich in ein Geschenkabo für meinen Freund! Und ich bin ganz sicher, daß er nächstes Jahr selbst Abonnent sein wird. Und ein Abo schenk' ich meinem Rechtsanwalt. Sehr Ihr, jetzt braucht Ihr nur noch 4.997 Abos. Viel Glück Anita Guha-Sautter,
JVA Memmingen
Wie so oft, hatte die taz einen originellen Einfall. Anstatt kostenaufwendiger Anzeigen der Kettenbrief. Jetzt, wo die regierungsgewollte Vormachtstellung in Europa für uns Deutsche bröckelt, wo ein Politikeraufschrei und Umstoß gegen rechts notwendig wäre, ist und bleibt es um so wichtiger, daß brillante Kommentare (die meiner Meinung nach zu den besten dieser Branche gehören), kritische (und zynische) Berichte und somit linker Zukunftsfortschritt von der taz aufgezeigt werden. Wir würden ein Stück (einziges Stück) unzensierten und parteienfreien Journalismus verlieren, wenn es die taz nicht mehr gäbe. Sven Adiek, Rheine
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