Die Stifter kommen...

■ Nach acht Jahren ist Pina Bausch wieder in Hamburg

ist Pina Bausch
wieder in Hamburg

Acht Jahre haben die Hamburger auf den heutigen Abend gewartet. Pina Bausch, die in den 80er Jahren beim legendären „Next Wave Festival“ in New York ihre Stücke zeigte und das deutsche Tanztheater in alle Welt brachte, kommt endlich aus dem nur 400 Kilometer entfernten Wuppertal nach Hamburg. Warum blieb sie nach ihrem Gastspiel 1984 so lange aus? Was mußte geschehen, daß es endlich klappte? Nichts als Fragen.

Solche Gastspiele seien „außerordentlich kostspielig“, außerdem waren „keine Termine frei“, und Hans Man in't Veld sei „zum frühestmöglichen Termin rangegangen“, die Bausch nach Kampnagel zu holen, versichert der Referent der Kultursenatorin Hinrich Schmidt-Henkel.

Armin Werris, Kampnagelgeschäftsführer 1988 bis 1990, kann das Lied mitsingen: „Pina haben wir probiert. Es war zu teuer: wir haben für das Geld dann vier Gruppen eingeladen.“ Man habe seinerzeit schon terminlich nicht buchen können: „Pina war gerade auf Sizilien.“ Jetzt aber reist Pina, wenngleich eine mehrwöchige Tour durch Japan einträglicher und vielleicht auch interessanter sein mag, ausdrücklich durchs eigene Land.

Der Termin war somit nicht mehr das Problem. Fragt sich, wieso sich Hamburg das Gastspiel der renommierten Truppe jetzt leisten kann? Einfach so: 180000 Mark der Gastspielkosten hat die „Hamburgische Kulturstiftung“ übernommen. Ach so, kennt noch kaum einer: Das ist ein relativ junger Verein, der Hamburger Kulturprojekte zu fördern beabsichtigt. Klingt erstmal gut, gilt in Hamburg die Kulturpolitik bekanntlich eher als Kaugummi im Parteiengetriebe.

Um also arme, zaudernde Kulturpolitiker zu umschiffen, hat sich die Stiftung etwas besonderes ausgedacht. Der neue Vorstand, in dem der Wirtschaftsprüfer des Senats Otto Gellert, der PR-Chef von Phillips Alfred Lambeck, Professor Wildfried Achterfeld und Hajo Friedrichs beeinanderhocken, kam auf die Idee, per schriftlicher Einladung ausgesuchte Hamburger Prominenz zu bitten, ein Billett für das Bausch-Gastspiel mit dem Stück Two Cigarets In The Dark zum Preis von nur 300 Mark zu erwerben. Ganz umsonst gab es gar die sogenannten „Ehrenkarten“ für die Gäste, die den ebenfalls heute abend im Foyer stattfindenden Abschiedsempfang des bisherigen Vereinsvorstands besorgen. Der Hauptanteil der Kosten war gedeckt, der erste Abend ausgebucht. Die Restfinanzierung übernahm nach Kräften das „arme Brüderchen“ (Hans Man in't Veld), nämlich Kampnagel.

Wer gibt, der möchte natürlich auch persönlich eingeladen werden und nicht in der Schlange stehen. Pina Bausch zeigte sich bei ihrer Pressekonferenz über solche Modalitäten leicht überrascht. Doch die Tänzer und Tänzerinnen aus aller Welt, die mit ihr in Wuppertal zusammenarbeiten, werden Samstag- und Sonntagabend für glückliche Kartenbesitzer (55 bis 80 Mark) auf die viel wichtigeren Fragen ihrer Choreographin ihre zärtlichen, leisen und schrillen Antworten geben. Gabriele Wittmann