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Wohin trudeln wir?

Seit Wochen gewalttätige Übergriffe gegen Asylbewerber und ihre Unterkünfte, ausländerfeindliche Krawalle mit Brandflaschen und Steinen auf der einen Seite — verängstigte Mütter mit Kindern, verstörte und verletzte Flüchtlinge und Vertriebene, Menschen ohne Heimat, ohne Bleibe, ohne Zukunftsperspektive auf der anderen Seite. Wie lange sehen wir Deutschen uns das noch mehr oder weniger erschrocken an — und wieviele schauen beiseite oder ermuntern gar die Randalierer? Sollte unsere Ratlosigkeit so groß sein, daß wir den Aufschrei von nach 45 vergessen haben: „Nie wieder! Nie wieder Menschenjagd in Deutschland!“ Den Anfängen wehren, heißt es so schön und vernünftig. Sind wir nicht längst über die Anfänge hinaus?

Geht unsere Demokratie nicht zu weit, wenn am Bildschirm Rechtsextremisten selbstbewußt zeigen können, wie, warum und mit welchen Waffen der nächste Angriff kaltblütig auf ein Asylantenheim geplant wird; wenn jugendliche Randalierer von der Polizei zwar aufgegriffen, aber wieder auf freien Fuß gesetzt statt dingfest gemacht und zur Kasse gebeten werden für den von ihnen verursachten materiellen Schaden; wenn ein Mord an einem Ausländer nicht drastisch bestraft wird?

Für Ausschreitungen gegenüber hilflosen Menschen muß es sehr enge Grenzen geben — für Menschlichkeit sollte es keine Grenzen geben. Ellen Rohlfs, Leer-Logabirum

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