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Rabin: Bonn muß gegen Neonazis durchgreifen

■ Weitere Schändung jüdischer Gedenkstätten/ Ermittlungen gegen Unbekannt

Berlin (AFP/dpa/taz) — Die Potsdamer Staatsanwaltschaft hat wegen des Feuers in der Jüdischen Baracke des früheren Konzentrationslagers Sachsenhausen ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet. Bisher gibt es „noch keinen Verdacht gegen bestimmte Täter“, sagte die Generalstaatsanwaltschaft gestern.

Zwei Nächte nach diesem Anschlag haben Unbekannte in Cottbus einen Gedenkstein an die Opfer nationalsozialistischen Terrors von einem Sockel gestoßen. Auch hier sind die Täter unbekannt. Der israelische Ministerpräsident Jitzhak Rabin forderte Bonn auf, nationalsozialistischen Umtrieben mit aller Kraft entgegenzutreten. Die Brandstiftung mache deutlich, wie ernst jene Kräfte zu nehmen seien, die den Holocaust vergessen machen wollen.

Alexander Kogan, Gemeindevorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Brandenburg, verwahrte sich gegen eine Politik, die eine „Entwicklung nach rechts“ zuläßt. Mit seiner Gemeinde feierte er am Wochenende das jüdische Neujahrsfest erstmals in einem Asylbewerberheim, in dem derzeit etwa 90 Juden aus der ehemaligen Sowjetunion leben.

Auch aus Politikermündern kamen die üblichen Stellungnahmen und „scharfen Verurteilungen“. Bundeskanzler Helmut Kohl erklärte: „Der Rechtsstaat darf nicht aus falsch verstandener Liberalität heraus daran gehindert werden, politisch motivierten Terroristen die Zähne zu zeigen.“

Der brandenburgische Ministerpräsident Manfred Stolpe forderte die Brandenburger dazu auf, bei der Ansiedlung ausländischer Mitbürger zu helfen. Er zog die Parallele: „Wer Rassismus und Antisemitismus propagiert, ist unterwegs nach Auschwitz.“ Das FDP-Präsidium verurteilte den Anschlag als „barbarischen Akt mit fatalen Auswirkungen auf das Ansehen Deutschlands im Ausland“. Es forderte die Bundesbürger auf, für ein positives Bild der Bundesrepublik zu werben. ja

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