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Zu viele Schüler scheitern

■ GEW kritisiert Berufsvorbereitungsklassen / Produktionsschulen sind die bessere Alternative

/ Produktionsschulen sind die bessere Alternative

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat gestern die mangelhafte Effektivität der sogenannten Berufsvorbereitungsklassen (BVK) kritisiert. Die Hälfte der rund 2000 Schüler erreichen keinen Abschluß oder brechen den Schulbesuch vorzeitig ab.

Die BVKs sind aus den Werkklassen der 60er Jahre hervorgegangen, in denen erstmals neben theoretischen auch handwerkliche Fähigkeiten vermittelt wurden. „Drehte es sich früher darum, lernschwachen Jugendlichen einen Anstoß zu geben“, so Rolf Deutschmann von der Gewerbeschule Arbeits-und Werktechnik, seien die Schüler heute in mehrfacher Weise beeinträchtigt. „Sie leiden unter psychischen und sozialen Problemen. Viele sind nicht in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen und rutschen dann in die Kriminalität ab.“

Die GEW bemängelt vor allem, daß die Verteilung der Jugendlichen auf die verschiedenen Berufsfelder von der Schulbehörde wahllos vorgenommen werde. So kam ein Jugendlicher, der Landschaftsbauer lernen wollte, in die Abteilung für angehende Friseure. Außerdem erhalten die BVK-Schüler kein Geld. Viele müssen neben der Schule arbeiten und können ihre Energien nicht auf den Unterricht konzentrieren.

Die Gewerkschaft fordert neben einer Reform der Berufsvorbereitungsklassen die Einrichtung von Produktionsschulen nach dänischem Vorbild. Dort bekommen die Jugendlichen einen Lohn, die im Unterricht von ihnen hergestellten Gegenstände werden auf dem freien Markt verkauft — ein besonderer Ansporn, etwas zu leisten. In Dänemark wird die Produktionsschule flächendeckend angeboten. Mit Erfolg: 75 Prozent der Schulabgänger finden anschließend eine Arbeit.

Ab August 1993 soll es als Modellversuch eine solche Schule auch in Hamburg geben, und zwar in Rothenburgsort. Finanziert wird sie vom Senat und von Sponsoren aus der Wirtschaft. Andrew Ruch

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