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„Deutsche sind ja sehr gründlich“

■ Klimaverbesserung: Namibias neue Botschafterin in Bonn

Bonn (taz) — Noch im Sommer waren die deutsch-namibischen Beziehungen im Brennpunkt der Bonner Entwicklungspolitik. Wegen des namibischen Kaufs eines französischen Jets hatte Deutschland eine Kürzung der Entwicklungshilfe angedroht. Seit kurzem gibt es jetzt erstmals eine namibische Botschafterin in Bonn – die ehemalige Kirchenpolitikerin Nora Chase —, und sie ist bestrebt, die Wogen zu glätten. „Es hat keine Probleme in den bilateralen Beziehungen gegeben“, erklärt sie der taz. „Es gab Probleme als Randerscheinungen, aus der Presse.“ Nora Chase verweist auf eine Aussage des deutschen Botschafters in Windhoek, „daß der Ankauf eines Jets durch die Regierung in Namibia eben Sache der Regierung ist und daß sich die Bundesrepublik nicht einmischen werde“. Erstes Ergebnis: Die deutsche Namibia-Hilfe wurde nun doch nicht gekürzt. Im Anfang September unterzeichneten Rahmenabkommen sagt Bonn 41 Millionen Mark zu, davon 10 Millionen Kredit — insgesamt eine Million mehr, als vor dem Jet-Streit in Aussicht gestellt worden waren.

Ärger gab es übrigens schon vor einem Jahr. Damals hatte die Bundesrepublik als „Starthilfe“ für das unabhängige Namibia 100 Millionen Mark versprochen. Erst nach einem unerfreulichen Hin und Her gewährte Bonn drei Viertel der Finanzhilfe als Zuschuß, den Rest als günstigen Kredit. Ob alles nicht sehr langsam anläuft? Bereits 1989 hatte doch der Bundestag die deutsch-namibische Zusammenarbeit als „besonderen Schwerpunkt deutscher Entwicklungszusammenarbeit“ und „besondere Verantwortung“ für das frühere Deutsch-Südwestafrika proklamiert. Nora Chase: „Es stimmt, daß vieles noch nicht angekommen ist. Sie wissen ja, daß die Deutschen sehr gründlich sind.“

Dabei bedroht die im südlichen Afrika herrschende Dürre die Entwicklungspläne Namibias. „Manche Teile des Landes sind vollkommen trocken“, sagt die Botschafterin. „Es gibt nichts mehr. Wir müssen jetzt sogar Lebensmittelhilfe empfangen.“ Nora Chase spricht von einer „schwierigen Zeit“, die die geplante Umsetzung mancher Projekte im zweiten Jahr nach der Unabhängigkeit in Frage stellt, nachdem im ersten Jahr „wir uns eingearbeitet hatten“. „Wir haben zwar Hilfe bekommen“, betont sie, „aber nicht so viel, wie wir erwartet hatten. Wir haben eine ausgezeichnete Verfassung, hatten das Glück, unabhängig zu werden — aber auch das Pech, zu einer Zeit unabhängig zu werden, als Deutschland wiedervereinigt wurde und es in Rußland zu bröckeln anfing. Namibia steht ganz weit unten auf der Agenda.“ Florence Herve

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