Matschige Kartoffeln und harter Reis

■ Ein Besuch im La Sepia verspricht nicht gerade ungetrübte Genüsse / Am Lachs gab's nichts zu kritteln, doch den Weinberg haben die Schnecken nach langem Dosenleben sicher vergessen

Neben dem Genuß von Street- Credibility kann man sich im Schanzenviertel auch kulinarischen Genüssen hingeben. Groß ist das Angebot an Balkan-Spezialitäten. Doch, wie man in der dortigen Szene wohl sagt: „Das ist einfach nicht mein Ding!“

Mein Interesse gilt den anderen Gaststätten. Zum Beispiel dem La Sepia, das iberische Spezialitäten, sprich: portugiesische und spani-

1sche Küche, anbietet — insbesondere Meeresfrüchte. Doch ein Blick auf die Theke entlarvt die Auslagen vornehmlich als TK-Kost. Einzig das Bassin mit den Hummern verspricht Frische — aber da schiebt meine Tierliebe den Riegel vor. So fällt meine Wahl bei der Vorspeise auf Schnecken in Knoblauchsauce. An der Sauce gibt es nichts zu bemängeln. Doch dieses Matchboxautoreifen-gleiche Etwas, das in der

1Sauce schwimmt, schmeckt doch zu sehr nach Konserve.

Also weiter mit dem Hauptgericht: Lachs in Pfeffersauce. Die Konsistenz des unter mitleiderregenden Umständen in Lachsfarmen fabrizierten Fisches war fest, nicht trocken, überraschend gut. Die Sauce gerade richtig abgeschmeckt. Waren die Schnecken nur ein Ausrutscher? Leider eher der Lachs: Daß die Kartoffeln matschig gekocht waren, das kann passieren. Doch deutet dieses Knirschen beim Kauen des Reises darauf hin, daß man den letzten Trend in der modernen Küche verpaßt hat, den Reis „al dente“ sozusagen? Ärgerlich, da sich La Sepia zumindest preislich im oberen Viertel der Schanzen-Gastronomie befindet. Der Vinho Verde war okay, doch fürs Dessert blieb nur die Flucht ins Cafe unter den Linden. Da servieren sie einen gar köstlichen Käsekuchen. P. Bateman