: Seelenspeisung
■ "Buttet und Matinee" im Cafe "Falstaff"
Seelenspeisung
„Buffet und Matinee“ im Café „Falstaff“
Seit November letzten Jahres hat die Shakesspeare Company im Theater am Leibnizplatz ein eigenes Theatercafe, das „Falstaff“. An diesem Sonntag vormittag beginnt in dem angenehmen Raum mit der kleinen Bühne eine Reihe von Lesungen unter dem Titel „Buffet und Matinee“.
Wer also einen Sinn für ausgedehnte Sonntagsfrühstücke hat und dabei nicht nur an die leiblichen Genüsse, sondern auch an das Wohl seiner literarischen Seele denken will, der ist im „Falstaff“ für 15 Mark Eintritt gut aufgehoben. Jeden ersten Sonntag im Monat gibt es ein reiches Buffet und schöne Literatur, gelesen von den SchauspielerInnen der Shakespeare Company.
Die sind alle sehr angetan von dem Projekt, das Andrea Köpke und Thomas Sarbacher organisiert haben. Sie stöbern unter ihren Lieblingsbüchern und wählen einen Text, der ihnen selbst besonders gut gefällt. Niemand redet ihnen hinein. „Die Bestsellerlisten werden wir nicht abgrasen“, erklärt Thomas Sarbacher, der die Lesungen an diesem Sonntag mit einem Text des polnischen Autors Leszlek Kolakowski eröffnen wird.
„Gespräche mit dem Teufel“ heißt das in den 80ger Jahren veröffentlichte Buch. Es enthält witzige, rhetorisch brillante Dialoge mit Satan, Beelzebub oder dem Teufel in uns selbst. Darunter derjenige, den der gute Martin Luther 1521 auf der Wartburg führte, was bekanntlich mit seinem berühmten Tintenfaßwurf auf den Bösen endete. Natürlich ist bei Kolakowski alles ein bißchen anders, als es uns die historische Überlieferung bisher glauben machen wollte...
„Ich habe das Buch durch einen netten Zufall in die Hände bekommen“, sagt Thomas Sarbacher, „und es hat mir so gut gefallen, daß mich der Gedanke sehr reizt: andere werden es jetzt durch einen ähnlichen Zufall kennenlernen.“ So leicht und frei von systematischen Ansprüchen ist die ganze Lesereihe angelegt.
Im November steht eine Lesung japanischer und chinesischer Lyrik an: „Mohnblumenblatt — wie leicht“. Und im Dezember Auszüge aus dem skurrilen „Geheimen Tagebuch des Samuel Pepys“.
Wem aber die monatlichen Lesungen nicht genügen, der kann jeden Dienstag um 19.30 Rainer Iwersen zuhören. Der liest in Fortsetzungen Dostojewskis wundersamen und großartigen Roman „Der Idiot“. Bis ganz zum Schluß.
Cornelia Kurth
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