: Hans-Wendt-Stiftung fürchtet um Kitas
■ Senat will der Stiftung die heilpädagische Kita-Arbeit wegnehmen / Angst um die Jobs
Die 30 heilpädagogischen MitarbeiterInnen der Hans-Wendt- Stiftung in den städtischen Kindergärten wissen seit 2 Wochen aus internen Senatspapieren: Sie sollen Opfer der Sparpolitik des Bremer Senats werden. Die Stadt wird voraussichtlich die Kooperationsverträge mit der Hans-Wendt-Stiftung, die sich auf die Integration behinderter und schwererziehbare Kinder in die Kitas beziehen, Mitte nächsten Jahres nicht mehr verlängern.
Die Befürchtungen haben einen konkreten Grund: Vor knapp zwei Wochen versuchte der Leiter einer städtischen Einrichtung, die bei ihm tätigen Hans-Wendt-MitarbeiterInnen in den Dienst der Stadt abzuwerben. In einem persönlichen Gespräch, so eine Sozialpädagogin, wurde ihr angeboten, in den öffentlichen Dienst überzuwechseln — heilpädagogische Arbeit bei gleicher Bezahlung. Aber nicht alle Hans-Wendt- MitarbeiterInnen bekommen derartige Offerten. In Kreisen von Hans-Wendt-MitarbeiterInnen wird befürchtet, daß eine „interne Liste“ kursiert, nach der unerwünschte Mitarbeiter ausgeschieden werden sollen.
Die Abwerbung kommt nicht von irgendwo. Die Leiter der Kindertagesstätten reagierten auf eine Anweisung der Sozialbehörde. Dort plant man aus Kostenersparnis eine Umstrukturierung der integrativen heilpädagogischen Tageserziehung (IHTE). In einem internen Papier hatte die Senatskommission für Personalwesen (SKP) der Sozialbehörde dringen empfohlen, Mitarbeiter der Hans- Wendt-Stiftung und des St.-Petri- Kinderheims in den bremischen Dienst zu übernehmen.
Bisher war es für die Stadt günstiger, die Kinder- und Jugendarbeit über einen freien Träger abzuwickeln, der beliebig befristete Arbeitsverträge vereinbaren konnte. Daß den Sozialpädagoginnen der Hans-Wendt- Stiftung, aber auch des St.Petri- Kinderheim jetzt die besseren Leistungen des öffentlichen Dienstes (unbefristete Verträge, nach 15 Jahren Unkündbarkeit) angeboten werden, verwundert zunächst. Doch die Senatskommission will die SozialpädagogInnen „im Rahmen der Fluktuation durch Erzieher ersetzen“, steht in dem internen Papier, das dem Betriebsrat der Hans-Wendt-Stiftung zugespielt wurde. Wird die Stelle neu besetzt, rutscht die Gehaltsstufe eine Gruppe tiefer. Bisher müssen die höheren Personalkosten aus Sachmitteln der Stadt dem freien Träger erstattet werden.
„Die Stadt spart auf Kosten der Kinder“, kritisiert ein Hans- Wendt-Sozialpädagoge. Er ärgert sich auch über Art und Weise des städtischen Vorgehens: „Sie wollen mit unseren Mitarbeitern auch die langjährige Fachlichkeit nehmen“. Damit werde die Hans-Wendt-Stiftung systematisch „ausgehöhlt“.
Heide Rose, Leiterin der Abteilung Kinder- und Jugendliche in der Sozialbehörde, habe vesichert, daß „die Praxis des Abwerbens nicht mehr vorkommen“ werde, berichtet der Betriebsrat der Hans-Wendt-Stiftung.
Nach Ansicht von Heide Rose sollen bei den Personalkosten der integrativen Kindergärten auch die Krankenkassen herangezogen werden. „Zur Zeit laufen noch Verhandlungen“, sagte sie am Dienstag abend, auf einer Elternversammlung. (vgl. taz 1.10.) Davon hat der Geschäftsführer der AOK, Müller, jedoch noch nichts gehört: „Dafür gibt es keine Rechtsgrundlage. Wir übernehmen keine Lohnkosten für öffentliche Bedienstete“.
Hardmut Groß, Geschäftsführer der Hans-Wendt-Stiftung, hat Verständnis für die „berechtigte Unruhe“ bei seinen Mitarbeitern. „Wir haben gültige Verträge“, versucht er zu beschwichtigen. Seiner Ansicht nach müsse bei der Stadt „was schiefgelaufen sein. „Unser Kooperationspartner ist das Amt für Soziale Dienste“, ergänzt er, nicht die SKP. Groß will erst einmal abwarten, ob an allem überhaupt was dran sei. Auch im St. Petri-Kinderheim ist man über die geplanten Umstrukturierungen unheimlich verblüfft: „Wir wissen von nichts. Die Sozialbehörde hat uns nicht informiert“, heißt es in der Leitung des Kinderheims. Marion Wigand
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