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Scientology-Buch bleibt im Angebot

■ Sekte versuchte vergeblich, den Rowohlt-Verlag per Gericht unter Druck zu setzen

per Gericht unter Druck zu setzen

Schlappe für Scientology: Das Hamburger Landgericht wies am Freitag eine Klage des Scientologen Peter-Uwe Krumholz ab, der eine einstweilige Verfügung gegen den Rowohlt-Verlag erstreiten wollte. Nun darf weiter publiziert werden, daß Krumholz als Scientology-Vorstandsmitglied im „Narconon-Skandal“ für den Betrug am Berliner Senat und an Privatzahlern zuständig war. In diesem Skandal ging es um die Veruntreuung von mehr als einer Million Mark.

Scientology hatte diese Summe für vermeintliche Drogentherapie- Leistungen eingestrichen. Den Süchtigen wurde jedoch keine wissenschaftlich anerkannte Therapie angedient, sondern lediglich der Hubbardsche „Kommunikationskurs“. Scientology hieß die neue Droge, der sich die Junkies verschreiben sollten. Der Berliner Journalist Hans-Joachim Maes recherchierte diese Connection schon vor einigen Jahren und wurde nach eigenen Angaben danach von seltsamen „Agenten“ denunziert und bespitzelt. Seine Zusammenfassung dieser Vorkommnisse in dem neuen Rowohlt-Taschenbuch „Mission mit allen Mitteln - der Scientology-Konzern auf Seelenfang“ scheint den inkriminierten Krumholz und seine skrupellosen Sektenkumpane dermaßen erbost zu haben, daß sie ihm und dem Verlag nun legal Druck machen wollten.

Als einen „Erfolg für die Aufklärung über die Scientology-Sekte und ihre Machenschaften“ wertet der Rowohlt-Verlag den Gerichtsentscheid. Ihm wäre ein Verlieren teuer zu stehen gekommen: Er hätte das erst im August erschienene Buch zurückziehen müssen, obwohl es ein Bestseller zu werden verspricht: Innerhalb weniger Wochen ging es in die zweite Auflage. Dem Herausgeber Jörg Herrmann macht das Urteil „Mut, weiterhin über Scientology aufzuklären“. „Die Einschüchterungs-Strategie des Psychokonzerns geht nicht mehr auf“, frohlockt der Journalist und Theologe Herrmann.

Weiteren Gegenwind bekommen die Scientologen von heute an durch die „Arbeitsgruppe Scientology“ des Hamburger Senats. Heute wird Ursula Caberta ihr SPD-Bürgerschaftsmandat niederlegen und die Leitung dieser „Soko“ übernehmen. Ihre drei MitstreiterInnen wird die couragierte Scientology-Gegnerin demnächst der Öffentlichkeit vorstellen. Bis dahin sitzt sie alleine in ihrem Büro nahe des Steindamms ( 040/2486-4990).

Unterdessen äußerte der ehemalige Scientology-Topmanager Norbert Potthoff (Krefeld) die Befürchtung, Scientology wolle Hamburg zu einer „advanced organisation“ machen. Das Haus in St.Georg wäre dann neben Kopenhagen Machtzentrale für mehrere europäische Länder. Dies würde Scientology eine Mitgliederwerbung und -ausbildung sehr erleichtern, meinte Potthoff auf einer FDP- Fraktionsanhörung in der Bremer Bürgerschaft. Uwe Birnstein

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