Die Literarische Woche

DIE LITERARISCHE WOCHE

DIENSTAG. Das Molotow hat sich in den letzten Wochen mit besonderen Veranstaltungen hervorgetan. Vor einem guten Jahr quetschten Rock-Bands zum letzten Mal ihre Botschaft froh und laut durch die Gesangsanlage. Seitdem holt Veranstalter Andreas Knoll Persönlichkeiten auf die Bühne, die, technisch abgerüstet, statt mit neuer LP im Koffer mit einem Buch auf die Bühne gehen. Wer bei den Auftritten von Richard Hell und Elliott Murphy nur gelesene Zwölftakter erwartete oder dankbar witzelnde Kleinkunst wie im Pudels- Club, konnte statt dessen erleben, wie die beiden als ambitionierte Literaten ihr bisheriges Medium Musik bestenfalls noch als stilistischen Verweis benötigten. Nach dieser Vorbereitung eines Rock-Publikums in Richtung einer angespitzten Zuhörer-Crowd hat Knoll jetzt den Konkret-Autoren und Buch-Debutanten Gerhard Henschel und seinen Kollegen Michael Rudolf verpflichtet. Henschel hat sich in Menschlich viel Fieses des Haltungsgehalts und des sprachlichen Gestus der Stellungnahmen von Ost- Autoren angenommen. Metaphern wie „Gutes Rotlicht auf den(m) Salat in den Schädeln der Laufkundschaft“ beweisen zudem dessen satirisches Einfühlungsvermögen. Rudolf assistiert. Kristof Schreuf

Molotow, 23 Uhr

„Ich habe begonnen einen Film zu drehen. Meinen ersten Film.“ Mit diesen Worten beschloß der französische Autor Hervé Guibert seinen letzten Roman mit dem Titel Mitleidsprotokoll. Guibert, der im vergangenen Jahr an Aids starb, hat darin minutiös den Prozeß seines eigenen Sterbens betrachtet und beschrieben. Unter dem Motto „Die Kunst zu sterben“ unterhalten sich Karsten Witte und Hinrich Schmidt-Henkel über den Autor und sein Thema. Gezeigt werden Ausschnitte aus Guiberts erstem und letztem Film Scham oder Schamlosigkeit, Ingo Hülsemann liest aus dem „Mitleidsprotokoll“.

Literaturhaus, 20 Uhr

DONNERSTAG. Die dritte Folge der nostalgischen Kaffeehausreihe im Literaturhaus führt ins Paris der 20er Jahre und folgender Dekaden. Die Veranstalter haben eine hübsche kleine Besetzungsliste für den Abend zusammengestellt. Unter anderem werden ein „Bohemien“ und eine „Bohemienne“ sowie ein „Kellner“ und ein „Avantgardeliterat“ auftreten, um das Publikum mit Texten von Aragon, Miller, Hemingway und Sartre sowie mit Musik von Satie, Gréco und vielen anderen in die untergegangene Mischkultur von Koffein und Dichtung zu entführen.

Literaturhaus, 20 Uhr, Wiederholung: Freitag, 9.10, 20 Uhr

Am vergangenen Wochenende nahm der israelische Schriftsteller Amos Oz in Frankfurt den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegen. Auf Einladung der Heinrich-Heine-Buchhandlung ist der 1939 in Jerusalem geborene Oz zum zweiten Mal zu Gast in Hamburg und wird aus seinem neuesten Roman Der dritte Zustand lesen.

Großer Hörsaal, Von-Melle-Park, 19.30 Uhr

mb