: Recycling ohne Recycler
■ Auto-Wertstoff-Initiative fühlt sich vom Arbeitsressort ausgebootet
Gute Nachrichten aus dem Hause Uhl: „Das Projekt 'Auto- Wertstoff-Recycling' steht keineswegs vor dem Aus“ teilte die Arbeitssenatorin mit. „Mit diesem Projekt kann es gelingen, für Arbeitslose dauerhafte Arbeitsplätze zu schaffen.“ Doch aus dem Projekt, von dem die Rede ist, sind keine Freudenschreie zu vernehmen. „Wir werden ab dem 15. November abwickeln“, sagt Projektleiter Klaus Buschmann.
In ihrer Pressemitteilung sagt Senatorin Uhl zwar zu, fünf Beschäftigte des Projekts würden in die neue „industrielle Pilot-Phase“ unter Beteiligung „namhafter Bremer Firmen der Abfallwirtschaft und aus dem High-Tech- Bereich“, übernommen, doch der Verein 'Auto-Wertstoff-Recycling' (AWR) selbst, so Buschmann, wird an der Pilot-Phase nicht beteiligt. Für Klaus Buschmann ist der Fall klar: „Die wollten uns nicht mehr dabei haben. Die bauen auf unseren Erfahrungen auf und haben uns ausgebootet. Das ist wie in einer schlechten Ehe, die betrogene Ehefrau erfährt es zuletzt.“
Im Arbeitsressort hält man die geplante industrielle Fortführung des Auto-Recyclings dennoch für ein „nahezu ideales Projekt“. Pressesprecher Jörg Henschen: „Da enstehen richtige Arbeitsplätze.“ 10 bis 15 Langzeitarbeitslose sollen neu eingestellt werden. Daß nur fünf von den bisherigen Beschäftigten übernommen würden, findet er verständlich: „So ein Projekt muß natürlich auch wirtschaftlich erfolgreich sein, und die Firmen müssen auswählen können.“
hierhin bitte den Autofriedhof
„Wir werden abwickeln“Foto: Tristan Vankann
Und mit Langzeitarbeitslosen, das wisse jede Sozialpädagogin, sei es „immer problematisch“.
Vier Millionen stellen das Arbeitsressort, der Senator für Umweltschutz und Stadtentwicklung und das Wirtschaftsressort für das neue Projekt zur Verfügung. Das Beschäftigungsprojekt AWR, das gezielt nur Langzeitarbeitslose eingestellt und betreut hatte, erhielt in zweieinhalb Jahren 4,5 Millionen öffentliche Förderung. Für die industriellen Partner seien die Zuwendungen eine „verdeckte Subvention“, mutmaßt Buschmann.
Über die Zukunft des Vereins AWR beriet ein Arbeitskreis, bestehend aus der Systemtechnik Nord (STN), der Recycling-Firma Erwin Meyer, dem Arbeitsförderungszentrum, der Bremer Abfallberatungsgesellschaft und des Fraunhofer-Instituts. Warum der
Verein Auto-Wertstoff-Recycling an den Verhandlungen nie beteiligt wurde, kann der Presseprecher nicht sagen. Henschens Vermutung: „Das ist wohl ein bißchen schwierig, mit dem Herrn Buschmann.“
„Fünf unserer Mitarbeiter sollen bei Erwin Meyer geparkt werden“, sagt Klaus Buschmann, doch der Verein habe keine schriftliche Zusage vom Arbeitsressort. Eineinhalb Jahre wird es dauern, schätzt Buschmanns Kollege Roderich Rodick, bis das neue Projekt arbeiten kann.
Erst Ende Oktober soll der Antrag über die Fortführung des Auto-Recyclings in den Wirtschaftsförderungsausschüssenverhandelt werden. Jörg Henschen gibt sich dennoch unbürokratisch optimistisch: „Am 16. November soll das neue Projekt starten.“
Diemut Roether
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