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Bonn mahnt Olympia-Rechnung an

■ Planung soll nachgearbeitet werden/ Bundesregierung fordert »aussagekräftigeres Konzept«/ Verwirrung um Zahlen

Berlin. Am Montag kommt der Aufsichtsrat der Olympia GmbH zu einer entscheidenden Sitzung zusammen. Das Gremium will über das Finanzkonzept beraten, das seit Monaten von Bundeskanzler Helmut Kohl angemahnt wurde. Von diesem Konzept macht Kohl das Engagement des Bundes bei den Olympiavorbereitungen abhängig. Der Sprecher der Olympia GmbH, Heiner Giersberg, erwartet denn auch eine hochkarätige Besetzung der Runde am Montag. Er rechnet mit dem Erscheinen der Staatssekretäre Lintner und Grünewald vom Bundesinnen- und Bundesfinanzministerium sowie des zuständigen Ministerialdirigenten Feiter vom Bundeskanzleramt.

In dessen Haus ist man allerdings ungehalten über ein Finanzkonzept, das dieser Tage aus Berlin eintraf. Das Zahlenwerk, so beschied gestern Regierungssprecher Dieter Vogel kurz und bündig, sei nicht konsistent. Eine Antwort verlangt man vor allem auf die Frage, welche Infrastrukturmaßnahmen unter dem Titel »Olympia« in der Stadt vorgenommen werden sollen.

Der Bund wolle jedoch, so Vogel, nicht mit Risiken konfrontiert werden, die nicht absehbar seien. Deshalb wurde nun der Olympia GmbH aufgegeben, binnen 14 Tagen ein aussagekräftigeres Konzept vorzulegen. Dieses werde von Bundesfinanzminister Theo Waigel geprüft, und danach werde mit einer Stellungnahme zur Bewerbung Berlins zu rechnen sein. Vogel ließ offen, ob sich der Kanzler selber nochmals dazu äußern werde. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen hatte ein eindeutiges Votum Kohls bis zum Jahresende gefordert. »Ohne Garantien der Bundesregierung«, erklärte er Ende August, »brauchen wir die offizielle Bewerbungsschrift gar nicht erst abzugeben.«

Der sportpolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Klaus Böger legte gestern nach. Der Kanzler wisse sehr genau, daß die Stadt nur eine Chance habe, »wenn die Bundesregierung unverzüglich ihre klare Unterstützung für Olympia in Berlin« zum Ausdruck bringe. »Wenn die Olympia GmbH schneller zu Potte kommt«, so konterte gestern die Bundesregierung, »gibt es auch eine schnellere Aussage des Bundeskanzlers.« Bei der Olympia GmbH konnte man sich gestern keinen Reim auf die Bonner Kritik machen. Giersberg erklärte, daß sie dem Kanzleramt gar kein Konzept zugesandt habe.

Mißverständnisse zwischen Bonn und Berlin gibt es auch um die Besetzung des Aufsichtsrates. Weder im Bundeskanzleramt noch im Bundesinnenministerium denkt man daran, am kommenden Montag hochrangige Vertreter zu entsenden. Wie ein Sprecher des Innenministeriums erklärte, werde über die Teilnahme der Staatssekretäre an den Sitzungen des Aufsichtsrates das Bundeskabinett noch gesondert zu entscheiden haben. Mit einem entsprechenden Beschluß ist nach Vogels Einschätzung erst zu rechnen, wenn Waigel grünes Licht dafür gibt. dr

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