: Asylstelle könnte auf den Pfefferberg
■ Innenverwaltung hat Alternativstandort nur flüchtig geprüft/ SPD fordert von Heckelmann ernsthaftes Gutachten
Prenzlauer Berg. Die von der Innenverwaltung ausgesandten Mitarbeiter des Landeseinwohneramts haben am Mittwoch knappe 15 Minuten gebraucht, um zu der Erkenntnis zu kommen, daß die leerstehenden Bürogebäude auf dem Pfefferberg im Bezirk Prenzlauer Berg als Alternativstandort für die Asylstelle »absolut unakzeptabel« sind. »So schnell, wie die drinnen waren, waren die auch wieder draußen«, berichteten gestern der Hausmeister des Fabrikgeländes Pfefferberg, Alfred Szcozot, und ein Wachmann, die den beiden Mitarbeitern des Landeseinwohneramts den Weg gewiesen hatten, der taz.
Die Innenverwaltung hat die Öffentlichkeit somit in die Irre geführt, als sie am Mittwoch von »einer eingehenden Besichtigung des Fabrikgeländes durch Mitarbeiter des Landeseinwohneramts« sprach. Auf neuerliche Nachfrage blieb Sprecher Bernd Kriziscik auch gestern dabei, das Gelände sei »hinreichend geprüft worden«, um es als Alternativstandort für Hohenschönhausen auszuschließen. Für eine nochmalige Begutachtung bestünde kein Anlaß, »weil es augenblicklich keine neuen Erkenntnisse« gebe.
Der ausländerpolitische Sprecher der SPD, Eckhardt Barthel, nahm sich gestern wesentlich mehr Zeit, als er das Gelände besichtigte. Er kam dabei zu der Überzeugung, daß die »Sicherheitslage in Prenzlauer Berg wesentlich beser als in Hohenschönhausen ist«, und forderte die Innenverwaltung eindringlich auf, »noch einmal ernsthaft zu prüfen, ob die technischen Voraussetzungen für die Unterbringung der Asylstelle binnen kürzester Zeit möglich sind«. Seinen persönlichen Eindruck beschrieb Barthel so: »Einige Räume scheinen in Ordnung zu sein, andere sind in katastrophalem Zustand.«
In Frage kämen auf dem Gelände des Pfefferbergs zuförderst die beiden leerstehenden Fabrikgebäude in den Häusern 8 und 9. Die taz überzeugte sich gestern bei einem Rundgang zusammen mit dem Projektleiter des soziokulturellen Zentrums »Pfefferwerk«, Thorsten Wischnewski, davon, daß alle Räume eines Anstrichs bedürfen und daß die Toilettenbecken erneuert werden müssen. Allein in diesen Häusern würden weit über 40 Räume zur Verfügung stehen. Die erste Etage macht zur Zeit zwar einen verwahrlosten Eindruck, weil der Fahrzeugdienst, der hier früher residierte, eine Müllhalde hinterlassen hat. Die beiden oberen Etagen hingegen sind fast besenrein hinterlassen worden. Das Hauptproblem ist die Heizung. Die Heizkörper und die Rohre sind nach Auffassung des Hausmeisters Szcozot sehr wohl funktionsfähig, installiert werden müßte jedoch eine mobile Heizanlage: »Man könnte zum Beispiel einen Ölheizungs-Container in den Hof stellen.«
Geklärt hat sich gestern auch die Frage der Treppe. In dem Gutachten des Landeseinwohneramts hatte es geheißen, daß die Einganstreppe sehr eng und zunächst aus Stein sei. Daraufhin hatte der Baustadtrat von Prenzlauer Berg, Matthias Klipp (Bündnis 90), vermutet, daß sich die Beamten nur die Portaltreppe an der Schönhauser Allee angesehen hätten. Tatsächlich war aber die Eingangstreppe zu dem Gebäude (8/9) gemeint. Das Gebäude verfügt sehr wohl über eine Vorder- und eine Hintertreppe, womit der Fluchtweg gesichert ist. Projektleiter Wischnewski bezeichnete die flüchtige Besichtigung der Innenverwaltung als »Skandal«. plu
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