piwik no script img

Fischers Allee 12: Kommt die Abrißbirne?

Die erhaltenswerte Villa soll Eigentumswohnungen weichen /  ■ Bezirk Altona

will Wohnraum und Kulturangebot erhalten

Neuer Konflikt zwischen dem Senat und dem Bezirk Altona. Streitpunkt: Der Abriß der Villa Fischers Allee 12 für den Bau von Eigentumswohnungen. Durch den Kahlschlag würde das historische Gebäude mit billigem Wohn- und Gewerberaum vernichtet und ein wichtiges Freizeitangebot, ein Tanzstudio, liquidiert. Altonas Bezirkamts-Vize Klaus Leven: „Wir wollen das Gebäude und das Kulturangebot erhalten.“

Die laut Denkmalschutz erhaltenswerte Villa gehört formal noch den Hamburgischen Elektricitäts- Werken (HEW). Neben drei Familien im Haupthaus fanden auch drei Gewerbebetriebe Platz — unter anderem das Tanzstudio von Ute Bredehorst „Rhythmik und kreative Tanzerziehung“. Über 220 Erwachsene und 100 Kinder nutzten regelmäßig die Kursangebote im 120- Quadratmeter-Studio. Tanzpädagogin Andrea Gentzsch: „Ein wichtiges Kulturangebot im Stadtteil. Es wäre eigentlich mehr Bedarf da.“ So würde Andrea Gentzsch gern eine Kindertagesstätte aufmachen, um ein weiteres Angebot für Mütter und Kinder präsentieren zu können.

Doch Zukunftspläne mögen die beiden Frauen derzeit nicht schmieden. Denn mittlerweile hat das Studio die Kündigung per 31.März 1993 bekommen, die anderen Gewerbebetriebe und eine Familie sind schon vertrieben worden. Hintergrund: Im Zuge der Neuplanung der Region hatte die Baubehörde die Villa zum Abriß freigegeben, für spekulativen Bau von Eigentumswohnungen. Die „Konzept Immobilien“ sicherten sich per Vorvertrag bei den HEW das Vorkaufsrecht — angeblich mit Rücktrittsklausel, wenn Neubau nicht möglich ist.

Das Bezirksamt versucht nun, durch ein „Erhaltensgebot“ den Abriß zu stoppen. Leven: „Das ist eine ungelöste Rechtsfrage.“ Gewisse Unterstützung erhofft sich Leven von der Stadtentwicklungsbehörde (Steb), an die inzwischen die Planungskompetenzen übergegangen sind. Leven: „Die Steb sieht es anders als früher die Baubehörde, und da liegt nun mal die Federführung.“ Steb-Staatsrätin Barbara Maier-Reimer dementiert: „Wir haben damit nichts zu tun.“

Klar ist aber, daß die Würfel über die Zukunft der Villa noch nicht endgültig gefallen sind. Leven: „Diese Frage ist im Moment noch offen. Ob letztlich der Senat darüber entscheiden wird, hängt vom Bebauungsplan ab.“ Andrea Gentzsch hofft auf eine schnelle Entscheidung, denn sonst sei die Tanzschule dicht, auch wenn das Haus vielleicht doch erhalten bleibe. Gentzsch: „Neue Räume, die wir uns leisten können, gibt es im Stadtteil nicht. Wir würden unsere Existenz verlieren, könnten beim Sozialamt anklopfen.“ Kai von Appen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen