: Fahren zum Nulltarif?-betr.: "Bahncard-Graufahrer-Nulltarif" von Bernd Müllender, taz vom 26.9.92
betr.: „Bahncard-Graufahrer- Nulltarif“ von Bernd Müllender, taz vom 26.9.92
Von dem Artikel hatte ich mehr erwartet. Als fünfköpfige Familie verzichten wir aufs Auto und sind daher oft Bahnfahrer. Als sachlich falsch fiel mir daher gleich die Bemerkung in der zweiten Spalte auf. Es stimmt, daß Kids unter 18, wenn es deren nur zwei in der Familie gibt, 50 DM für die Bahncard löhnen müssen. Aber daß die „Kinderreichen“ — das ist man heutzutage ab drei Kids — ihre Karte gratis kriegen und daß Kinder damit auch einzeln unterwegs sein können: das fehlte!
Schärfer betont zu werden hätte der folgende Gedanke verdient: Die Hälfte des normalen Fahrpreises (beziehungsweise des halben Kinderfahrpreises) stellt oft keine Preisermäßigung von 50 Prozent dar, weil es (bis jetzt) viele Sonderpreise gab, die nicht halbiert werden: (Super-)Sparpreis (war erwähnt), Ausflugs-/Wanderkarten, Verbundfahrscheine, kurzfristige Sonderangebote u.a. Deswegen kamen wir mit unserem kostenlosen Familienpaß (den übrigens auch Alleinstehende mit drei Kids und mehr kostenlos kriegen) oft gar nicht so günstig weg; dasselbe gilt jetzt auch für die Bahncard. Ein weiterer Gedanke ist, daß das Bahnfahren zwar oft unangenehm teuer ist, aber eine Fahrpreissenkung oder gar Nulltarif im Sinne der Verkehrsvermeidung bedenklich wirkt. Eher so: das Autofahren ist viel zu billig! Nicht gut fand ich auch deshalb die hämischen Tips zum Bescheißen. [...] Albrecht Genzel, Hannover
Zunächst begrüße ich, daß die Neuerungen der DB von Ihnen gebührend gewürdigt wurden. Für wenig erfreulich halte ich die Empfehlung, das Unternehmen DB um den verlangten Fahrpreis ganz oder teilweise zu betrügen.
1.Die DB gehört über den Staat BRD allen Bürgern unseres Landes, die je nach Steuerkraft beziehungsweise Abgabenlast den durch Schwarzfahrer entstandenen Verlust tragen dürfen. Dies bedeutet im Endeffekt, daß man sich bei dieser Handlungsweise selbst betrügt.
2.Für einen guten Service, den auch die taz wiederholt angemahnt hat, ist motiviertes und angemessen bezahltes Personal unbedingt erforderlich; auch werden Produktionsmittel (Züge, Strecken, Gebäude) der Bahn leider nicht umsonst zur Verfügung gestellt, so daß die DB über ausreichende finanzielle Einnahmen/Mittel verfügen sollte.
Fahren zum Nulltarif würde, wenn alle Fahrgäste ihren Ratschlägen folgen, nicht mehr lange möglich sein.
Für unsere Zukunft halte ich es für sinnvoller, wenn die Verkehrsmittel entsprechend ihren ökologischen Folgen begünstigt beziehungsweise belastet werden. Dieser Gesichtspunkt und seine politische Durchsetzung sollte in ihren Artikeln zukünftig stärkere Beachtung finden. Matthias Merzhäuser,
Mudersbach-
Niederschelderhütte
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