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Werdersieg mit Aussicht auf Rendite

■ Standesgemäßes 3:1 im Pokal gegen Mainz 05 / Kontrollierte Offensive auch bei der Stürmersuche

Das beste am Werder-Sieg am Samstag im DFB-Pokal gegen das Zweitliga-Team von Mainz 05 war der nächste Gegner Borussia Dortmund. Nicht einmal, daß Werders Mannschaft, gemessen an ihren Leistungen der letzten Wochen, bemerkenswert schlecht gespielt hätte. Aber die Kulisse im Weserstadion, es verloren sich mal gerade knapp 5000 BesucherInnen in der Riesen-Schüssel, war eines Erstligisten nicht würdig. Ein Geisterspiel bei sonnigem Herbstwetter.

Werder bot gewohnte Fußballkost. Wie immer gegen unterklassige Gegner, nahmen die Grün-Weißen das Heft energisch in die Hand, kombinierten sicher zwischen Mittellinie und Strafraum. Die schwarz-roten Mainzer ließen sich aber nicht von ihrem Tor weglocken, also versuchten es die Bremer wieder mit ihrem bekannten Flügelspiel. In der Mitte war es dann eng wie beim Winterschlußverkauf am Grabbeltisch. Was die im Spielaufbau erschreckend harmlosen Rheinhessen nicht einfach wegbolzten, war eine sichere Beute des Gästetorwarts Kuhnert.

In der 21. Minute dann die Ausnahme. Wynton Rufer blieb mit einem Gewaltroller jenseits des Elfmeter-Punkts erfolglos, doch Marco Bode schoß unhaltbar aus der Drehung zum 1:0 ein. Überhaupt war der Ex-Harzer Bode der auffälligste Werderaner. Er konnte sich zwar nicht immer auf dem linken Flügel durchsetzen, aber seinen eleganten Bewegungen zuzuschauen, machte Spaß. Er wird immer effektiver. Das kann von Sorgenstürmer Rufer (noch) nicht behauptet werden. Der Mann kann fußballspielen, keine Frage, aber auch in der Mittelfeldrolle gegen Mainz erinnerte er zu oft an einen gemütlichen Bären, der auf Honigsuche ist. Den Elfmeter in der 44. Minute, Kohn war klar gefoult worden, verwandelte er in dieser Manier: Der Torwart wird schon in eine Ecke springen, dann schieße ich eben in die Mitte. So geschah's.

Mit dem 2:0 im Rücken und ohne Bratseth, der wegen einer Muskelverhärtung gegen Harttgen ausgewechselt wurde, schalteten die Bremer um auf das übliche Warten-auf-den-Abpfiff. Das freute die harmlosen Mainzer, weil sie jetzt mehr Raum hatten, und sogar die Ostkurven-Fans. Denn eigentlich hätten die Werder-Verantwortlichen die untere Hälfte der Westkurve öffnen müssen, damit die treuesten der Treuen das Einbahnstraßen-Spiel auf das Mainzer Tor besser beobachten konnten. Aber die Bremer Spieler luden ihre Gäste vors eigene Tor ein. So durfte Olli Reck entgegen der ersten Halbzeit, wo er „Null“ zu halten hatte, auch mal den Ball berühren. Zweimal ging das gut, beim dritten mal kullerte ihm das Leder durch die Beine. Pech.

Dem Ehrentor der Kicker der zwoten Liga ging Minuten vorher ein feines Kombinationsspiel des Werder-Angriffs voran. Über vier Stationen lief der Ball auf den rechten Flügel, Rufer leitete gekonnt in die Mitte, und Kohn mit der Nummer neun verwandelte. Dieser Treffer ging mindestens zur Hälfte auf das Konto des Neuseeländers. Kohn bemühte sich ansonsten sehr, aber beim Kopfball kann er das Riedle- und Völler-verwöhnte Bremer Publikum nicht überzeugen. Allofs zeigte viel Mut, über seine Schußversuche reden wir lieber nicht. So blieb es dem eingewechselten Arie van Lent in den letzten Minuten vorbehalten, noch einmal für Druck zu sorgen. Der Mann hat Zukunft, der sollte öfter spielen. Aber bei Werder müssen sich Talente erst einmal empfehlen und dazulernen: Investment-Stürmer mit Aussicht auf Rendite. Mins Minssen

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