Vor allem schnell, schön und bequem

Auf der Autoausstellung waren schon 70.000 BesucherInnen/ Eigentlich ist es eine Umweltveranstaltung/ Weniger Autos in den Städten und die große Freiheit auf der Autobahn erwünscht  ■ Von Corinna Raupach

Charlottenburg. Majestätisch dreht sich der neue Ford Orion im Kreis. Die Umstehenden werfen andächtige Blicke auf seine chromblinkende Karosserie. Auf der Leinwand beweist ein Video, daß das Gefährt vor repräsentativen Freitreppen mindestens so gut aussieht, wie sich sein Bruder Explorer heldenhaft durch staubbedeckte Wüstenpisten zu kämpfen weiß. Den gibt es sogar zum Anfassen und Einsteigen, und ein Familienvater beobachtet stolz, wie souverän sein sechsjähriger Sprößling den Steuerknüppel handhabt. Wenn die Gattin sich auf den Vordersitz des BMW 850 CSi setzt und lächelnd durch die getönten Scheiben winkt, zückt ein anderer gar die Kamera. Im allgemeinen fahre er ja VW, gesteht er. Die seien für eine Familie praktischer, so geräumig, sparsam, von langer Lebensdauer — und bezahlbar. Auf dem Rücksitz des auf rotem Teppich präsentierten Edelcoupés dagegen hätten die Kinder allenfalls in zusammengefalteter Form Platz. Dafür könnten sie sich mit dem aufblasbaren Skisack amüsieren, der ihrer Sicherheit dienen soll.

Bereits 70.000 AutoliebhaberInnen haben bis gestern die mit 250 Ausstellern zweitgrößte Autoschau Deutschlands besucht. „Mein Auto muß vor allem schnell, schön und bequem sein, ich fahre schließlich täglich 150 bis 200 Kilometer.“ Der Immobilienmakler fährt daher seit Jahren nur noch Jaguar, „das ist ein ganz anderes Fahrgefühl.“ Auch auf der AAA habe ihn die Schnelligkeit und Eleganz vor allem der 12-Zylinder-Maschinen am Jaguar- Stand überzeugt.

Bei Licht besehen dient die Messe jedoch der Ökologie. Das Thema Umwelt werde zwar nirgendwo eigens thematisiert, doch schon die Messeleitung habe mit der BVG eine Kombikarte vereinbart, die zum Preis von 20 Mark an 64 BVG-Stellen verkauft werde, sagt Messesprecher Artur Stolz — eine Tageskarte ohne Fahrschein kostet 15 Mark. Auch auf die Sonderschau Elektrofahrzeuge sei zu verweisen. Gegen Proteste von Umweltverbänden habe man nichts. Mit den Slogans „(A)lptraum (A)uto (A)bschaffen“, „Statt Luft verschmutzen Bahn benutzen“ und verschiedenen Aktionen hatten Greenpeace und BUND gegen den wachsenden Autoverkehr protestiert.

„Peugeot steht auf der guten Seite“, sagt Pressesprecher Axel Engel und verweist auf den niedrigen Verbrauch und die geringen Schadstoffemissionen der Diesel- Flotte, den ersten serienmäßigen Elektrotransporter und die Recycling-Fabrik in Lyon. Die Firma verlost auch das einzige Fahrrad auf der AAA, das nicht nur Dachgepäckträger ziert.

„Für BMW sind Ökologie und Ökonomie von jeher die obersten Ziele bei der Entwicklung gewesen“, betont Vertriebschef Carl- Heinz Ehnert, nachdem er die Vorzüge der stufenlos variablen Nockenwellensteuerung, die unglaubliche Straßenlage und sportlich-kultivierte Eleganz des neuen M3 gepriesen hat. Und bei Beschränkungen des Autoverkehrs in den Städten könnte man das Auto endlich dafür gebrauchen, wofür es eigentlich da sei, „für die individuelle Freiheit“. Dafür stehen auch die Farben des neuen M3. „Hier in Berlin präsentieren wir ihn im Avus-Blau. Dann bieten wir an Mucello-Rot, Schwarz-Metallic, Sterling-Silber und Dakar-Gelb — die Rallye Paris—Dakar haben wir ja dreimal gewonnen.“