"Gern auch Schnarri..."

■ betr.: "Schnarri, der neue Star bei den Liberalen", taz vom 5.10.92

betr.: „Schnarri, der neue Star bei den Liberalen“,

taz vom 5.10.92

„Klaus Kinkel bleibt der Favorit...“ als Nachfolger von Graf Lambsdorff, schreiben Sie. Gut so, meinetwegen.

Ich für meinen Teil war nicht beim FDP-Parteitag, sondern bei der Eröffnung der Buchmesse. Dort hielt der Bundesaußenminister eine Rede, die sich wohl nicht mit Büchern, aber doch mit Deutschland und mit dem Gastland Mexiko befaßte. Mexiko war ja Schwerpunkt der Buchmesse, und der Nobelpreisträger Octavio Paz hielt kurz vor ihm eine würdige Ansprache.

Mit einem Dichter muß sich ein Bundesaußenminister nicht messen können; doch als oberster Diplomat sollte er wenigstens wissen, was er sagt. Zum Beispiel erklärte er sich zu einem „Querleser“, wobei ihm wohl der „Querdenker“ vorschwebte. Aber ach — was kann ein Querleser anderes sein, als ein Diagonal-Leser, das heißt einer der allenfalls flüchtig liest? Dementsprechend unintellektuell fiel sein Aufruf an die „Intellektuellen“ aus: „sich nicht gleich enttäuscht abwenden“, wenn die Politik nicht alles sofort umsetzen kann. Gespräch, geistige Auseinandersetzung kamen ihm nicht in den Sinn.

Die gedankliche Öde des Ministers erreichte ihren Höhepunkt, als er „persönlich“ wurde: er selbst kenne Mexiko nicht, sagte er anbiedernd, aber sein Sohn sei momentan dorthin unterwegs, auch wenn sich seine Frau ganz fürchterliche, schreckliche Sorgen deswegen mache — sein Sohn werde mit seiner Freundin vier Monate lang durch Mexiko reisen.

Was wollte er den anwesenden Mexikanern wohl damit sagen? Daß ein strammer deutscher Mann sich auch in ihr unsicheres Hinterwäldlerland wagt? [...]

Mein Appell an die FDP: Schwätzer als Außenministerin, damit sich die Deutschen nicht immer blamieren! Gern auch Schnarri... Barbara Höhfeld,

Frankfurt am Main