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Für die Aufhebung des Waffenembargos

■ Bosnische Moslems sind von der UNO tief enttäuscht

„Die UNO muß endlich das Waffenembargo gegen Kroatien und Bosnien aufheben.“ Mit dieser Forderung zog der oberste moslemische Geistliche von Kroatien und Slowenien, Mufti Sevko Omerbasic, gleichzeitig das Fazit einer Veranstaltung, zu der am Montag abend in Bonn das „Deutsche Islamische Konzil“ aufgerufen hatte. Hunderte von Moslems, darunter islamische Botschafter und Glaubensführer aus dem zerbrochenen Jugoslawien waren dem Konferenzmotto „Heute Bosnien, morgen...?“ gefolgt.

Die Moslems sind von Europa und der internationalen Staatengemeinschaft enttäuscht: Nachdem das tägliche Massensterben bisher stets mit Tatenlosigkeit beantwortet wurde, scheinen mittlerweile nur mehr wenige ernsthaft auf ein militärisches Eingreifen der westlichen Welt zu hoffen. Statt dessen bauen die bosnischen Moslems verstärkt auf die Solidarität ihrer Glaubensbrüder. „Wenn uns sonst keiner hilft, dann müssen wir uns selber helfen“, ertönt es aus dem Munde eines Redners, der wie so viele andere seine Worte mit Zitaten aus dem Koran unterstreicht. Immer wieder richtet sich dabei das Unverständnis der Moslems gegen die internationalen Institutionen. Der Grund für die Passivität der UNO liegt für einige von ihnen auf der Hand. „Bei uns gibt es eben kein Öl“, ruft ein Bosnier in den Konferenzsaal.

Mehr und mehr appellieren die Muslimanen nunmehr an die Solidarität ihrer reichen Brüder aus den Ölstaaten, wie etwa Saudi- Arabien. Hinderungsgrund für erhoffte Waffenlieferungen stellt jedoch das UN-Waffenembargo dar. „Schließlich wollen wir nicht, daß die UNO für uns kämpft, aber wir brauchen Waffen “, betont auch der bosnische Mufti Sheikh Saleh Colakovic, für den die „Auslöschung der Muslimanen“ in seinem Heimatland wie „ein zweites Palästina auf europäischem Boden“ erscheint. „Noch“, so gibt jedoch Colakovic offen zu, „müssen wir uns die Waffen auf inoffiziellem Wege besorgen.“

Die Atmosphäre im Konferenzsaal ist bedrückend, als Colakovic die augenblickliche Situation in Bosnien-Herzegowina schildert. Über 800 Moscheen seien von den Serben zerstört worden. Allein in Mostar und Umgebung seien in den letzten fünf bis sechs Monaten mehr Todesopfer zu verzeichnen, als in ganz Jugoslawien während des Zweiten Weltkrieges. Vergewaltigungen an Frauen, so der bosnische Moslem, hätten ein „unvorstellbares Ausmaß“ angenommen. Der Geistliche aber gibt sich kämpferisch: Drei Millionen Moslems in Bosnien würden die über 140.000 toten Glaubensbrüder nicht vergessen.

Auch der Rektor der islamischen Universität in Riad, Abdullah Al Turki, gleichzeitig ein enger Berater des saudischen Königs Fahd, zeigt sich über die seiner Ansicht nach „sinnlosen Beschlüsse“ der UNO und EG entsetzt. Nur der junge Vorsitzende der islamischen Studentenvereinigung in Deutschland, Ibrahim el-Zayat, hat die „Hoffnung“ noch nicht aufgegeben. Er fordert an diesem Abend die UNO noch einmal auf, „endlich militärisch einzugreifen“. Daran aber glauben nur noch wenige der KonferenzteilnehmerInnen. In einem aber sind sie sich alle sicher: Wenn nicht bald etwas Entscheidendes passiert, wird auch in Kürze im Kosovo und im Sandzak mit einem fürchterlichen Blutvergießen zu rechnen sein. Ein Ende des Krieges scheint für die Moslems jedenfalls so bald nicht in Sicht. Aus Bonn Hasso Suliak

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