: Männer nur als Kunden
■ In Schweden wurde die erste Frauenbank der Welt gegründet
Stockholm (taz) — Bei der „Svea Bank — Första Kvinnobanken“ sind Männer durchaus nicht tabu: Als Kunden sind sie in der ersten Frauenbank der Welt, die kürzlich in Stockholm gegründet wurde, durchaus willkommen. Die gesamte Führungsebene aber soll ausschließlich mit Frauen besetzt werden. Alle Entscheidungen, die die Geschäftsführung und die Geldgeschäfte angehen, sind ausnahmslos Frauensache.
Die Initiatorinnen, die Finanzmaklerinnen Böret Jönsson und Linda Rivera, beabsichtigen mit der Frauenbank, in der Finanzwelt endlich anderen Werten zur Geltung zu verhelfen als den dort bislang herrschenden. Böret Jönsson: „Die wirtschaftlichen und finanziellen Turbulenzen der letzten Zeit haben bewiesen, daß es an der Zeit ist für durchgreifende Veränderungen. Das Mißtrauen in das etablierte Bankensystem ist stark, und in allen Bereichen ist eine Tendenz zu beobachten, weiblichen Werten einen größeren Raum einzuräumen.“
Obwohl eine Reihe schwedischer Banken aufgrund der Währungskrise des Landes die vergangenen Monate ohne staatliche Hilfen wohl kaum überstanden hätten, ist den Bankgründerinnen nicht bange, was die Zukunft ihres Finanzinstitutes angeht. Zum Jahreswechsel soll „Svea“ ihre Tätigkeit mit zunächst vier Regionalniederlassungen aufnehmen. „Eine halbe Million Kunden“ hält Böret Jönsson für realistisch, ist die Gründung der Frauenbank doch auf große Resonanz gestoßen.
Die Philosophie von „Svea“ — „Mutter Svea“ ist ein traditionelles Sinnbild für Schweden: eine Lebensweise mit weiblichen Vorzeichen. Böret Jönsson: „Nur eine männerorientierte Bankenwelt ist fähig, Waffenproduktion, Umweltkatastrophen, menschenfeindliche Industrieprodukte und eine Ausbeutung der Dritten Welt zu finanzieren.“ „Svea“ will ihre Gelder nicht in solchen Branchen arbeiten lassen und auch kein Kapital hieraus akzeptieren. Das Geld der KundInnen soll in Umweltfonds arbeiten und in Projekten, in denen die Kreativität von Frauen gefördert wird, beispielsweise in von Frauen geführten Unternehmen. Reinhard Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen