Radiodays

Montag

Die WDR2-„Zeitzeichen“ (9.05 Uhr) sind für ihre undogmatische Definition von „wichtigen“ Personen und Ereignissen bekannt. Heute wird des Herrschers über das deutsche Einerlei-Würzimperium gedacht: Julius Maggi starb am 19.10.1912! „Tompkins Square – Lower East- Side – Manhattan“ (S2-Kultur, 14.05 Uhr) heißt die bedenkliche Geschichte einer Milieu-Vereinnahmung, die sich nicht mehr nur im Moloch New York vollzieht. So wie die neue Generation solventer Anwohner im hier porträtierten gewachsenen Stadtviertel die alteingesessene Bevölkerung verdrängt, geschieht es auch vor unserer Haustür. Vergleichswerte von Annette Schäfer. Eine beißende Groteske auf die gutgläubigen Wissenschaften liefert Ingomar von Kieseritzky in seinem Hörspiel „Der Sinnstift oder Tagwerk und Nachtschaff“ (WDR 5, 16.00 Uhr). Der „Sinnstift“ dient Professor Pree bei seiner Erfindung der „harmonischen Impulslehre“ als wichtigstes Handwerkszeug. Doch dann versagt der Wunderstab, und Herr Pree verursacht ein nicht unbeträchtliches Massaker... Eine notwendige Erinnerungsleistung vollbringen Klaus Naumann und Thomas Kröter in ihrer WDR3-Buch-Sendung um 22.30 Uhr. Vor dem Hintergrund von Mitscherlichs Werk „Die Unfähigkeit zu trauern“ wird der heutige Umgang mit deutscher Vergangenheit reflektiert.

Dienstag

Mitte der achtziger Jahre stellte Volker Brauns Hinze- Kunze-Roman den Versuch dar, das in doktrinärer Schönfärberei vor sich hindämmernde Selbstbewußtsein der DDR – wenn auch nur mit satirischen Glacéhandschuhen – anzutasten. Hinze und Kunze: Der eine war Fahrer, der andere wurde gefahren. Herr und Knecht, die klassische Paarung. Die Radiobearbeitung „Hinzekunze“ kommt um 23.05 Uhr beim MDR-Kultur. GeHa