Uni-Abschied »mit Anstand« gefordert

Sind die Studenten unfähig, oder geben sich die Professoren zu wenig Mühe? Und sind die Hochschulen für die Forschung oder für die Lehre da? Um diese Fragen kreiste am Mittwoch die Diskussion auf dem Hochschulpolitischen Kongreß der Hamburger CDU im Rathaus.

„Man kann einem nicht studierfähigen Studenten mit noch so viel Didaktik nichts beibringen“, behauptete Professor Dieter Preßmar. An den langen Studienzeiten sei mitnichten die schlechte Lehre schuld, es fehle vielmehr eine straffere Studienordnung. Der ehemalige Sprecher des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften stört sich vor allem an der schlechten Ausstattung der Hörsäle: „Man kann eine Vorlesung auch mit 800 oder 1000 Studenten abhalten“, wenn nur die Technik stimme.

Mehr Herz für Studenten zeigte Fachhochschul-Chef Rolf Dahlheimer. Es sei schließlich Aufgabe der Hochschulen, die Menschen für einen Beruf auszubilden. Da ein großer Teil der Studenden scheitert, gelte es, die Hochschulen auszubauen, die mehr schulischen Charakter haben. Der Anteil der Unis, die wissenschaftlichen Nachwuchs ausbilden, sollte entsprechend verringert werden. Außerdem plädierte der FH-Chef für bessere Lehrbedingungen für seine Professoren. Es könne nicht als gottgegeben akzeptiert werden, daß ein FH-Professor 18 Stunden in der Woche, ein Uni-Professor aber nur acht Stunden unterrichten müsse.

Die Zeit für eine Diskussion war am Mittwoch viel zu kurz, die Argumente wurden eigentlich nur aufgelistet, nicht erörtert. Was haften bleibt, sind die Forderungen der auswärtigen Hochschulexperten nach Verkürzung der Schul- und Hochschulzeiten. Immer häufiger in die Diskussion gebracht wird auch die Idee eines frühzeitigen Abschlusses, der es Studienabbrechern ermöglicht, „mit Anstand“ früher von der Uni abzugehen, wie ein Professor aus Würzburg formulierte. Wobei dies unterstellt, daß Studienabbruch etwas Unanständiges ist. kaj