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Denkanstoß

■ betr.: "Was macht Fremdenhaß ohne Fremde?" von Henryk M. Broder, taz vom 13.10.92

betr.: „Was macht Fremdenhaß ohne Fremde?“ von Henryk M.Broder, taz vom 13.10.92

Gut, daß Broder einen Denkanstoß in Richtung „was ist, wenn das Feindbild AusländerInnen wegfällt“ gibt. Schlecht ist die Schlußfolgerung, daß dann unsere Wirtschaft zusammenbricht etc. Wenn das die einzigen Probleme sind, dann kann ich damit sehr gut leben, denn der Kapitalismus ist ohnehin nicht lebensfähig.

Was kommen wird, wenn es keine AusländerInnen mehr gibt, ist die Tatsache, daß dann erst der Faschismus sichtbar wird, der unter dem Rassismus liegt und der nur von wenigen wahrgenommen wird.

Es wird nicht mehr nur AusländerInnen die Gewalt treffen: Alle Andersdenkenden und -lebenden werden dann auf der „Abschußliste“ stehen. Uns Lesben und Schwulen ist das schon lange klar. Sind wir doch seit Beginn des offenwerdenden Faschismus genauso „betroffen“ wie offensichtlich „anders“ aussehende und lebende Frauen und Männer — mit dem Unterschied, daß darüber nicht berichtet wird. Vermutlich auch, weil Lesben und Schwule kaum mit ihren Gewalt-Erlebnissen an die Öffentlichkeit gehen, weil sie sich daran „gewöhnt“ haben, die Vermeidungsstrategie anzuwenden. damit ist gemeint, daß in den „Ostgebieten“ Lesben und Schwule nicht mehr offen auftreten, weil sie „mindestens“ mit Prügel rechnen müssen.

Es regt mich auf, wenn immer von Rassismus und nicht von Faschismus die Rede ist. Renate Mück, Hamburg

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