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Gerhard Gäbler: "Ostbad"

Leipzig, Mai 1990. „Die Menschen sind von allen existentiellen Erfahrungen abgeschnitten. Sie verhungern seelisch, sie verdursten geistig und dürfen noch Zeuge dieses Vorganges sein, an dessen Schlußpunkt sie nicht mehr wissen, was und wer sie sind. Die Suche aber nach ihrer alten oder neuen Idealität vollzieht sich mit blinder Gewalt, der sie selber und andere erliegen. Physikalisch ausgedrückt: Das Vakuum verursacht eine Implosion. Wehe, wer sich da in der Nähe aufhält“, Günter Kunert in Gerhard Gäblers Fotoband „Ostbad“. Über zwölf Jahre hinweg zeigen seine Bilder der Ex-DDR die Selbstauflösung dieses Staates. Stillstand vor allem dokumentieren die sachlichen, im privaten Abseits entstandenen Fotografien zunächst, den banalen Alltag, der dem erstarrten System wegen seiner ereignislosen Banalität das Genick brach. Und unerwünscht alltäglich, waren sie chancenlos gut. Gerhard Gäbler: „Ostbad“. Fotografien. Mit Texten von Günter Kunert und einer Einführung von Jan Thorn-Prikker. Hardcover, 163 Schwarzweißfotos. Verlag J.H.W. Dietz Nachfolger. 48DM

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