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Lohnender Geburtstag

■ Hurenprojekt Nitribitt kriegt kleine Geschenke

„Trotz alledem“ hat Nitribitt, Treffpunkt und Beratungsstelle für Prostituierte, gestern das Fünfjährige gefeiert. „Wie es im nächsten Jahr mit uns weiter geht, ist noch nicht klar“, sagt Stammkraft Monika Heitmann. Die schriftliche Zusage über 30.000 Mark Projektmittel für das Jahr 1993 fehle, für das Gehalt der ABM-Kollegin, die ab ersten November mit ihr zusammenarbeiten wird, bürgt Monika Heitmann mit ihrem persönlichen Vermögen. Im Gespräch sei auch, die Anlaufstelle für Prostiuierte vom Hauptgesundheitsamt finanzieren zu lassen. Das findet Monika Heitmann „inhaltlich falsch. Wir sind in erster Linie ein soziales Projekt. Und dann wollen sie nur sehen, daß wir in der Aids-Prävention fürchterlich viel tun.“

Doch wer Geburtstag hat, darf auch mit Geschenken rechnen. Gertrud Stoevesandt vom Sozialressort erschien mit einer mündlichen Zusage, für 1993 die Sachkosten zu finanzieren. Und spät aber doch reihte sich auch Frauensenatorin Sabine Uhl in die Schar der GratulantInnen und fragte das Geburtstagskind, wie ihm zu helfen sei. Die Senatorin dachte da an eine vom europäischen Sozialfonds getragene Ausstiegsmaßnahme für Prostituierte, die acht bis zehn Frauen die Rückkehr ins bürgerliche Leben ermöglichen soll. Monika Heitmann: „Es gibt aber nicht plötzlich zehn Frauen, die aussteigen wollen.“

Die Anlaufstelle will auch mit dem Mythos der Prostituierten und mit der bürgerlichen Doppelmoral aufräumen. Gemeinsam mit anderen Huren-Organisationen kämpft Nitribitt um die Anerkennung der Prostitution als Beruf. Statt Ausstiegsprojekten nahm Monika Heitmann der Frauensenatorin die Zusage ab, daß ihre Stammkraftstelle, die ab 15. November verlängert wird, problemlos weiterläuft. dir

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