■ Mit neuen Werkbänken auf du und du: Pechsträhne in der CSFR
Berlin (taz) – Die deutschen Investoren scheinen mit ihrem Engagement in der Tschechoslowakei kein Glück zu haben. Nach Siemens und Volkswagen muß nun auch Mercedes-Benz mit der tschechischen Regierung über ihr geplantes Joint- venture nachverhandeln. Im Januar hatten die Stuttgarter Autobauer Absichtserklärungen mit den beiden böhmischen Lastwagenherstellern Avia und Liaz über zwei Gemeinschaftsunternehmen unterzeichnet. Seither warten Mercedes-Lenker Werner Niefer und seine Beifahrer auf grünes Licht aus Prag für die Milliardenprojekte.
Nun ließ das Kabinett unter Ministerpräsident Vaclav Klaus die Mercedes-Männer samt ihrem Forderungskatalog abblitzen – das berichtet jedenfalls eine Prager Wirtschaftszeitung. Die Stuttgarter Wunschliste war nicht gerade bescheiden: Sie hatten angeblich Einfuhrzölle für Lkws, Importquoten für Gebrauchtlaster, eine Zollbefreiung für eigene Lieferungen sowie die Freistellung von der Produkt- und Umwelthaftung verlangt. Doch nachdem die geplanten Übernahmen im Nachbarland eine heftige Debatte über einen Ausverkauf an die Deutschen auslösten, scheint die neue Regierung ihr Interesse an ausländischen Investoren verloren zu haben. Schon in dem alten Kabinett war es zu Auseinandersetzungen gekommen: Während der alte Premierminister Petr Pithart sich für ausländisches Kapital einsetzte, meldete Klaus, damals noch Finanzminister, bereits Vorbehalte an.
Auch der deutsche Siemens- Konzern hat inzwischen seine Einkaufsgelüste verloren. Vor wenigen Tagen kündigte der Münchner Elektromulti an, auf einen direkten Einstieg bei dem vor der Pleite stehenden Industrieriesen Skoda Plzen zu verzichten. Siemens will aber seine Gemeinschaftsunternehmen im Bereich Kraftwerksbau (Skoda Energo) und in der Verkehrstechnik weitertreiben. Im Rahmen der Privatisierung hatte der tschechische Treuhandfonds ein 34-Prozent-Paket an Skoda Energo ausgeschrieben.
Volkswagen, seit April 1991 mit 31 Prozent am tschechischen Autobauer Skoda beteiligt, schlägt sich derweil mit ganz anderen Problemen herum: Nachdem die sinkenden Absatzzahlen zu keinerlei Freudensprüngen Anlaß geben und sich für die Wolfsburger ein Debakel abzeichnet, soll das geplante Produktionswerk im slowakischen Bratislava zur Disposition stehen, berichtet das Manager Magazin. Die Geschäftsleitung dementierte umgehend. Früheren Angaben zufolge will VW dort rund 900 Millionen Mark investieren. Erwin Single
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