: Wer den Schmerz liebt
■ FC St. Pauli: 0:1-Heimschlappe gegen den MSV Duisburg / Grausames Gebolze / 14 700 Zuschauer entsetzt / Neuer Stürmer gesucht
0:1-Heimschlappe gegen den MSV Duisburg /
Grausames Gebolze / 14700 Zuschauer entsetzt / Neuer Stürmer gesucht
Der Mann ist angekettet. Er ist nur mit einem schwarzen St.Pauli- Schlüpfer und einer Gesichtsmaske mit der Aufschrift „Ich bin ein St.Pauli-Fan“ bekleidet. Dieses Bild befindet sich, mit der Überschrift „Never mind Domenica — Here is the FC St.Pauli“ und den Ergebnissen der schlechtesten Saisonspiele, auf der Rückseite der neuesten Ausgabe der Fanpostille Millerntor Roar. Für Liebhaber des lustvollen Empfindens von Schmerzen war das 0:1 gegen den MSV Duisburg (84. Minute Kopfball, Preetz) ein Ereignis von besonderer Güte.
Obwohl: Die erste Halbzeit begann verheißungsvoll. St. Pauli-
Coach Seppo Eichkorn, ehedem Mathematikstudent, schien seine Equipe über die Breite eines Fußballplatzes aufgeklärt zu haben. Statt, wie es im Wilhelm-Koch-Stadion scheinbar zur Tradition gehört, blind durch die Mitte anzugreifen, wurde über die Flügel gespielt. Wenn Eichkorn seinen Schützlingen noch beibringt, daß es vorteilhafter wäre, auf den eigenen Stürmer zu flanken, statt das Spielgerät zum gegnerischen Verteidiger zu kullern, könnte es in absehbarer Zeit, auch wieder Torchancen für den Kiezclub geben. So aber gab es am Sonnabend vor 14700 entsetzten Zuschauern nichts zu vermelden bis auf zwei Fernschüsse von Robert Nicolic. Und die wurden von Jürgen Rollmann im Tor der Meidericher über die Latte gelenkt. War das Spiel bis zur Halbzeitpause noch zu ertragen, entartete es danach zu einem Gebolze der gruseligen Art. Für den verletzten Karsten Surmann kam Martino Gatti auf dem Platz (45. Minute), ein Spieler der eigentlich den Ruf hat,
technische Fähigkeiten zu besitzen, dies aber am Sonnabend geschickt verbarg. Klaus Ottens (kam für Fischer ins Spiel) gelang es, jedes nur vorstellbare spielerische Niveau weit zu unterbieten. Die St.-Pauli-
Sturmmisere hat auch Heinz Weisener wahrgenommen, und er wird jetzt, entgegen seiner bisherigen Äußerungen, sich auf dem Spielermarkt nach einem neuen Stürmer umsehen. kader
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