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Killer-Kids in den USA

Oakland (dpa) – Im Bezirksgefängnis von Alameda bei Oakland (Kalifornien) warten vier Jungen auf ihren Prozeß. Der jüngste ist elf Jahre alt. Er steht im Verdacht, im benachbarten Union City einen 41jährigen Familienvater erstochen zu haben, der im Auto vor einer Schule auf seine Tochter gewartet hatte. Die vier Mitglieder einer Gang hatten in der Nachbarschaft eine Party gefeiert und wollten ihren Kameraden beweisen, daß sie „Machos“ sind.

Die Zahl der jugendlichen Mörder ist drastisch gewachsen, wie Statistiken der Bundeskriminalpolizei FBI zeigen. Zwischen 1980 und 1990 betrug der Anstieg 145 Prozent. Seit 1965 sind es sogar 332 Prozent. Kamen damals auf 100.000 Bürger 2,8 Festnahmen Jugendlicher wegen Mordes, waren es 25 Jahre später 12,1.

Hunter Hurst, Direktor des National Center for Juvenile Justice in Pittsburgh, führt die Entwicklung zum Teil auf eine verstärkte Bandenkriminalität zurück. Stärker noch aber sei der Einfluß des Fernsehens: „Früher erfuhren Kinder meistens durch den Verlust eines Angehörigen, was Sterben bedeutet, und es machte sie traurig. Heute ist der Tod für sie fast zu etwas Alltäglichem geworden. Sie erleben ihn jeden Abend im Fernsehen in den Nachrichtensendungen und Filmen. Mord und Totschlag auf der Straße ist damit für viele keine große Sache mehr.“ Die Hemmschwelle sei herabgesetzt: „Sie töten ganz einfach aus Wut oder Neid.“

Viele Gewalttaten durch Jugendliche ereignen sich auf dem Schulgelände oder in der Nähe – fast drei Millionen jährlich, wie eine Untersuchung 1991 ergab. Das sind 16.000 Verbrechen pro Schultag oder eines alle sechs Sekunden. Als Konsequenz laufen mittlerweile in vielen Schulen Aufklärungsprogramme der Polizei.

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